Chemotherapie - Dosisdichte Variante nicht effizienter als Standardtherapie

10. November 2016

Die Chemotherapie soll bei Brustkrebspatientinnen vor allem einen Rückfall verhindern. Die Standardtherapie verläuft so, dass die Frauen im Abstand von drei Wochen zunächst drei Zyklen einer Kombination von Fluorouracil, Epirubicin und Cyclophosphamid (FEC) erhalten und nach einer dreiwöchigen Therapiepause anschließend drei weitere Behandlungsserien mit Docetaxel bekommen.

Im Rahmen der PANTHER (PAN European Tailored Chemotherapiey) wollten Krebsforscher aus Schweden, Österreich und Deutschland feststellen, ob eine dosisdichte Therapie die Rezidivprophylaxe verbessert.Das überraschende Ergebnis: Eine dosisdichte Chemotherapie bringt nur geringe Überlebensvorteile für die Patientin, ist aber mit einer deutlich höheren Toxizität (Giftigkeit) und mehr Nebenwirkungen verbunden.

In die länderübergreifende Multicenter-Studie, an der 86 Zentren teilnahmen, waren ins-gesamt 2017 Frauen eingeschlossen. Alle waren an Brustkrebs im Frühstadium erkrankt und hatten ein erhöhtes Rückfallrisiko. Die entfernten Tumoren waren entweder größer als zwei Zentimeter. Bei Frauen mit kleineren Tumoren waren bei Ausräumung der Achselhöhle eine oder mehrere Mikrometastasen (nicht größer als zwei Millimeter) festgestellt worden.

Im Rahmen der Studie, deren Ergebnisse jetzt im amerikanischen Ärzteblatt JAMA veröffentlicht wurden, wurden die Frauen in zwei Gruppen eingeteilt. Die Hälfte der Patientinnen erhielt die Standardtherapie aus FEC und Docetaxel. Die Studienteilnehmerinnen in der anderen Gruppe wurden mit vier Zyklen einer Kombinationstherapie aus Epirubicin und Cyclo-phos­phamid behandelt. Statt einer dreiwöchigen Therapiepause

Die PANTHER-Studie wollte klären, ob eine dosisintensive Therapie die Ergebnisse verbessert. Statt drei erhielten die Frauen vier Zyklen mit Epirubicin und Cyclophos­phamid (kein Flu-orouracil). Die Chemotherapie wurde im Abstand von zwei und nicht wie bei der Standardtherapie üblich von drei Wochen durchgeführt. Anschließend erhielten die Patien-tinnen nach einer einwöchigen Therapiepause vier (statt drei) Zyklen einer Doyorubicin-Chemotherapie. Die behandlungsfreien Intervalle zwischen den Zyklen wurden wiederum von drei auf zwei Wochen verkürzt. Zur Verbesserung der Therapieverträglichkeit passten die Ärzte die Medikamentendosis der Entwicklung von Leukozyten und Thrombozyten an, die regelmäßig durch Laborkontrollen geprüft wurde.

Als primärer Studienendpunkt wurde die Zeit des Überlebens ohne Brustkrebs-Rezidiv  (breast cancer recurrence–free survival, BCRFS). Tritt fünf Jahre nach Ersterkrankung kein Rückfall auf, gilt die Patientin gemeinhin als geheilt. Die Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Jonas Bergh vom schwedischen Karolinska Institut hatte als Studienhypothese angenommen, dass bei Anwendung der Standardtherapie nur 70 Prozent der Patientinnen fünf Jahre und länger oder Rückfall bleiben.

Im Rahmen der Studie zeigte sich, dass die Annahme der Wissenschaftler zu pessimistisch war. In einer Nachbeobachtungszeit von 5,3 Jahren hatte sich bei 85 Prozent der mit einer Standardchemotherapie behandelten Patientinnen kein Rückfall gezeigt. Von den Frauen aus dem Studienarm mit der dosisdichten Chemotherapie blieben sogar 88,7 Prozent rückfallfrei. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Reduktion des Rückfallrisikos und dosisdichter Chemotherapie ließ sich dabei aber nicht nachweisen.

Auch im Hinblick auf das Gesamtüberleben konnte die Studie keinen Vorteil der dosisdichten Behandlung aufzeigen. Von den Frauen, die mit einer Standard-Chemo behandelt worden waren, lebten nach fünf Jahren noch 90,2 Prozent. Bei den Patientinnen in der Gruppe der dosisdichten Chemotherapie lag die Überlebensrate bei 92,1 Prozent. Auch hier ließ sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Therapie und Gesamtüberleben aufzeigen.

Die Wissenschaftler untersuchten im Verlauf der Studie aber auch, inwieweit es zwischen der Standardtherapie und der dosisdichten Variante Unterschiede beim „ereignisfreien“ Über-leben gibt. Setzt man hier den Studienendpunkt, so darf bis dahin kein Rezidiv, kein Brustkrebs auf der anderen Brustseite oder eine andere Krebserkrankung aufgetreten und die Frau  nicht an der Krebserkrankung verstorben sein. Und hier zeigten sich im Rahmen der Studie statistisch signifikante Unterschiede. 82,1 Prozent der Frauen, die mit einer Standardtherapie behandelt worden waren, erreichten dieses Ziel – bei den Patientinnen mit dosisdichter Chemotherapie waren es 86,7 Prozent.

Der Preis für diesen nach Einschätzung der Studiengruppe kleinen Therapievorteil der angepassten dosisdichten Chemotherapie sind häufigere und schwere Nebenwirkungen in Folge der höheren Giftigkeit der Behandlung. Mehr als 50 Prozent der Patientinnen klagten über schwere nicht hämatologische Nebenwirkungen dritten und vierten Grades. In der Kontrollgruppe waren es nur 37 Prozent. Nach Einschätzung von Studienleiter Bergh sollte diese Therapieregime deshalb nur ausgewählten Patientinnen angeboten werden.  Für welche Frauen diese Behandlungsalternative die bessere und richtigere ist, konnten die Wissenschaftler in einer Untergruppenanalyse allerdings nicht nachweisen. (akk)

Literatur: Foukakis,von Minckwitz, Bengtsson et. al.: Effect of Tailored Dose-Dense Chemotherapy vs Standard 3-Weekly Adjuvant Chemotherapy on Recurrence-Free Survival Among Women With High-Risk Early Breast Cancer,  A Rando-mized Clinical Trial,  JAMA 2016; 316: 1888-1896