Regensburg

Isabelle Drösler

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Tel. 0941 830 94 63

Sprechstunde für Patientinnen und Angehörige:

Donnerstag, 15 - 17 Uhr nach Vereinbarung

Caritaskrankenhaus St. Josef, Landshuter Str. 65, 93053 Regensburg

Nebengebäude Verwaltung 3. Stock, Zi 12

Tel. 0941 782 3491

 

Hamburg

 

Brigitte Giese

hamburg(ät)allianz-gegen-brustkrebs.de
giese(ät)allianz-gegen-brustkrebs.de

Fon:        04101 -372994

Fax:        04101 – 372993

 

 

 

Schon seit vielen Jahren setze ich mich als Betroffene ehrenamtlich für Frauen mit Brustkrebs ein.

In den Gesprächskreisen geht es um sachkundige Begleitung von Brustkrebspatientinnen zu Themen wie  Diagnostik, Therapie, Nachsorge u.v.m. In regelmäßigen Abständen werden kompetente Referenten zu ausgewählten Themen eingeladen.

Gesprächskreise und Beratung zur Zeit nur nach telefonischer Anfrage bzw. Anmeldung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kassel

 

Team Kassel

kassel (ät) allianz-gegen-brustkrebs.de


 

Gruppentreffen  in Kassel finden statt:

  • Veranstaltungsort KISS Kassel (im Haus der BARMER)
    Treppenstr. 4
    34117 Kassel
    2. Stock Joseph-Rinald Raum
    jeden ersten Dienstag im Monat, 18:00 Uhr.
  • Das aktuelle Programm  der Regionalgruppe Kassel finden Sie hier:
  • Die Vorträge werden online gehalten. Bitte melden Sie sich dazu an unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Spendenkonto:
Allianz gegen Brustkrebs e.V., SHG Kassel
IBAN: DE 04 7606 9559 0500 1161 22

 

 

 

Lieber Jakob

Mit dieser Anrede beginnt das erste Kapitel des gleichnamigen Briefromans von Martin Hecht. Schon die Unterzeile des Titels verrät, dass die Lektüre keine leichte Kost sein wird und es kein Happy End gibt: „Brief an meinen Sohn über das Leben und Sterben seiner Mutter“. 

Wie spricht man mit einem Jungen, der gerade vor der Einschulung steht  darüber, dass die Mutter lebensbedrohlich erkrankt ist und vielleicht sterben muss? Auf diese Frage finden die Eltern, Gabriele und Martin, zunächst keine Antwort. Sie wollen der traurigen Geschichte, wie es im Buch heißt, die eigentlich schon im März 2005 begann, keinen allzu großen Raum in ihrem Leben lassen. Doch im Oktober 2007 lässt sich Gabrieles Erkrankung – die Fernsehjournalistin ist im Alter von 42 Jahren an Brustkrebs erkrankt – nicht mehr vor die Tür schicken. Sie bestimmt von nun an das Leben der bis dahin kleinen, glücklichen Familie, wird zum mehr und mehr bestimmenden Element im Alltag, das alles verändert.

Nun, als der Krebs zurückkehrt, entschließt sich  Martin Hecht dazu, ein Tagebuch zu beginnen. Er schreibt es in Briefform an seinen Sohn Jakob, dem die Eltern eigentlich die schlimme Wahrheit ersparen und eine möglichst unbeschwerte Kindheit ohne Angst bewahren möchten. Das Tagebuch beginnt am 29. Oktober 2007 und endet am 26. Juni 2010, genau ein Jahr nach dem Tod von Gabriele. Eindringlich und einfühlsam beschreibt Martin Hecht die Stationen der Krebserkrankung seiner Frau.

Gabriele will leben und stemmt sich gegen die Endgültigkeit der Diagnose. Sie unterzieht sich erneut einer belastenden Chemotherapie, versucht, den Alltag so normal wie möglich zu leben, verheimlicht ihrer Umgebung die erneue Diagnose. Auch die familiären Rituale – Reisen, Erholungsurlaube, ausführliches Shoppen, gutes Essen, gemeinsame Spaziergänge – behält die Familie bei. Und wie die Ironie des Schicksals es will, bekommt Gabriele nach dem Rückfall unerwartet endlich ihre Traumstelle als Schlussredakteurin beim Kultursender 3Sat, nachdem sie, wie ihr Mann es beschreibt, viele Jahre den Neid und die Missgunst von Kollegen beim ZDF ertragen musste.

Schonungslos und mit kritischem Blick auf Medizinbetrieb und Krankenhausalltag beschreibt Martin Hecht in den Tagebuchbriefen an Jakob den körperlichen Verfall und die seelischen Belastungen seiner Frau, die er über alles liebt und deren Leiden er kaum mit anzusehen vermag. Im Endstadium der Erkrankung – deren Bezeichnung sich im Buch von „der Erkrankung“ zu „Brustkrebs“ und schließlich zu „Krebs“ verändert – ist Gabrieles Körper mit Metastasen in Leber, Lunge und Knochen durchsetzt. Sie leidet unter schrecklichen Schmerzen. Ein Verbleiben zuhause ist  kaum  mehr möglich.Immer wieder wird Gabriele ins Krankenhaus eingeliefert.  Aber auch in dieser Zeit gibt es noch hoffnungsvolle Momente.

Nachdem eine orale Chemotherapie keine Besserung bringt, scheint eine antihormonelle Behandlung anzuschlagen. Sie gibt der Familie Zeit, um ein halbes Jahr vor dem Tod der Mutter noch einmal in die Berge zu fahren und die Orte zu besuchen, an denen man gemeinsam glücklich war. Gabrieles Tod, obwohl erwartet und auf Grund der medizinischen Prognose absehbar, kommt dann im Juni 2009 doch plötzlich. Martin bleibt keine Zeit, seiner Frau noch zu versichern, wie wichtig sie für sein Leben ist, wie sehr sie ihn zu dem gemacht hat, was er ist, wie sie sein Leben bereichert und wie sehr er sie geliebt hat. Dieser letzte Liebesbeweis bleibt unausgesprochen, vielleicht weil Gabriele sich diesem Gespräch bewusst entzieht, hofft sie doch bis zum Ende, leben zu dürfen.

Wie der Vater in seinem Tagebuch bemerkt, bleibt Jakob – trotz dieser Belastungssituation –  ein glückliches Kind. Vielleicht auch deshalb, weil es den Eltern gelingt, möglichst viel Normalität zu erhalten. Weihnachten, Silvester und auch die Geburtstage feiern die Drei gemeinsam. Jakobs Kinderalltag mit Gangfußball, Kindergarten, Schule, musikalischer Früherziehung, Kinonachmittagen, Besuchen bei Freunden, Vorlesen, gemeinsamen Unternehmungen und Kuscheln im elterlichen Bett bleibt auch angesichts von Gabrieles Erkrankung erhalten. Die Krankheit der Mutter scheint zu einer Normalität in Jakobs Leben geworden zu sein. Sehr einfühlsam geht er auf seine Mutter zu, hat keine Berührungsängste vor einer Frau, die plötzlich ohne Haare oder mit Perücke ganz verändert aussieht, kurzatmig ist und viel Zeit im Bett verbringen muss. Gleichzeitig weiß der Sechsjährige aber intuitiv, dass seine Mutter schwer krank ist. Seine unbewussten Ängste machen sich oft in Alpträumen Luft, die der Vater in seinem Tagebuch beschreibt. Natürlich merkt Jakob auch, dass sein Vater immer stärker die Rolle und Funktionen der Mutter übernehmen muss. Und die ganze Familie weiß zumindest unbewusst, bevor Martin Hecht es später im Tagebuch ausspricht: Nichts ist mehr so wie es war und nichts wird wieder so sein.

Die ganze Tragweite der emotionalen Belastung, die Gabrieles Krebserkrankung für die Familie mit sich bringt, wird Martin Hecht erst in der Rückschau während des Trauerjahres klar. Der Abschied von Gabriele, an die noch alles -nicht nur in der Wohnung- erinnert,  ist ein endgültiger, der Schmerz und die Trauer um den Verlust der geliebten Frau lassen sich auch nicht durch Besuche an den „gemeinsamen Orten“ verringern. „Nie mehr wird es eine Dreier-Umarmung geben, ...nie mehr ein Dreier-Küsschen. Aber auch nie mehr eine Zweier-Umarmung mit Gabi für mich und auch kein Zweier-Küsschen mehr mit ihr. Weder für Dich noch für mich.“ Sein Lebensgefühl während dieser Zeit beschreibt Martin Hecht so: „An mir läuft das Spiel vorbei, aber gründlich.“

Alles: Geburtstage, Weihnachten, der Jahreswechsel steht unter der Tragik: Heute vor einem Jahr waren wir zu dritt, haben wir gemeinsam dies und das unternommen. Mit großer Liebe, Zärtlichkeit und Hochachtung beschreibt der Vater im Tagebuch für den Sohn die Einzigartigkeit der Mutter und berichtet in Rückblenden aus dem gemeinsamen Leben:Im enger werdenden Vertrauensverhältnis zwischen Vater und Sohn berichtet Jakob auch über seine Ängste. So fürchtet er, nach der Mutter auch den Vater verlieren zu können. Eine sehr reale Angst, die der Vater auch durch die Zusicherung, sicherlich nicht so bald zu sterben, zu entkräften sucht  - wohl wissend, dass es in dieser Hinsicht keine wirkliche Sicherheit geben kann. In den Tagen vor Weihnachten 2009 – dem ersten Weihnachten ohne die Mutter - sprechen beide über Mut und Angst. Auf die Frage des Vaters: Wann hast Du eigentlich am meisten Mut gebraucht? antwortet Jakob, für Martin Hecht unerwartet: „Als die Mama gestorben ist.“ Dann sagt er, welcher Moment ihm noch viel Mut abverlangt habe – der Augenblick, an dem er die Türklinke zum Krankenzimmer auf der Palliativstation heruntergedrückt habe, weil er ja nicht gewusst habe, wie die tote Mama sei. Und es hätte viel Mut gebraucht, die tote Mama anzusehen.

Zum Ende seines Buches, das den Leser von Anfang an fesselt und das man trotz des schwierigen Themas nicht aus der Hand legen möchte, ist Martin Hecht klar: Sein Brieftagebuch soll nicht nur die Erinnerung an die Mutter für Jakob wach halten. Es ist zugleich Selbstreflexion und literarische Verarbeitung eigener Gefühle und damit seine ganz persönliche Art der Trauerbewältigung.  Der „Brief an Jakob“ ist ein Krebsbuch ganz anderer Art – geschrieben aus der Perspektive der Verlassenen, die mit dem Tod des geliebten Menschen zurecht kommen müssen. Es ist ein ehrliches, mutiges und sehr persönliches Buch, verfasst von einem Mann, der sicherlich als Publizist seine Gedanken und Gefühle besser als manch anderer in Worte fassen kann. Die Veröffentlichung des Tagebuchs, vor der der Autor zunächst zurückschreckte, weil er seine Familiengeschichte nicht ohne weiteres der Öffentlichkeit preis geben wollte, ist ein Glücksfall. Denn die Geschichte von Gabriele, Martin und Jakob kann auch anderen Wertvolles mitteilen und Verständnis und Mitgefühl für diejenigen erzeugen, die in ähnlicher oder gleicher Lage sind. Auch ohne Happy -End besticht das Buch durch seine positive Grundhaltung: Aus Liebe entsteht Trauer, aus Trauer entsteht Liebe – dieses Motto, das der Autor dem Buch voranstellt, wird in den Briefen an Jakob auf eindrucksvolle Weise lebendig. Empfehlung: unbedingt lesenswert! (akk)

Martin Hecht: Lieber Jakob, Brief an meinen Sohn über das Leben und Sterben seiner Mutter, DVA, 2010, ISBNB 978-3-421-044785,317 Seiten Preis: 19,99 €

Patient in Deutschland

Rezension von Annette Kruse-Keirath

Selbst Insider wie Ärzte und Gesundheitspolitiker verstehen die Gesundheitspolitik in Deutschland kaum mehr und können im Dickicht der sich ständig wandelnden Gesetze, Bestimmungen, Leitlinienund sonstigen Vorschriften kaum mehr den Überblick behalten. Wie sollen da Patientinnen und Patienten, die vom politischen Regulierungswahn Betroffenen, die medizinische Welt verstehen?

Da lehnt ein Arzt zum Beispiel mit Hinweis auf sein Heilmittelbudget nach einer Brust-OP eine medizinisch-notwendige Lymphdrainage ab. Eine andere Patientin wundert sich darüber, dass sie plötzlich in der Apotheke immer anders aussehende Medikamente statt des bisher verordneten Präparates erhält (diese sind nach Auskunft des Apothekers genauso gut, nur preisgünstiger), weil ihre Krankenkasse mit bestimmten Pharmaherstellern einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Andere werden mit „motivierenden Anrufen“ ihrer Krankenkasse bombardiert, doch am DMP Mamma-Ca teilzunehmen, weil durch dieses „qualitätsgesicherte und leitlinienorientierte Nach-sorgeprogramm“ die beste Betreuung für die Patientin sichergestellt sei. Was die Krankenkasse verschweigt: Nicht die Patientin, die im besten Fall 40 € pro Jahr für die Praxisgebühr spart, ansonsten aber keine weiteren medizinischen Vorteile erhält, sondern die Krankenkasse selbst profitiert am meisten von der DMP-Einschreibung. Denn aus dem Risikostrukturausgleich fließen mit der Einschreibung gleich 7.500 € auf das Konto der Krankenkasse. Und diese Mittel werden – das ist der eigentliche Skandal – keineswegs für eine verbesserte Therapie der Brustkrebs-patientin verwendet, sondern helfen, die Finanzlöcher der Krankenkassen zu stopfen.

Anhand dieser und ähnlicher Beispiele aus allen Bereichen des Gesundheitswesens zeigt Gaby Guzek in ihrem gerade erschienen Buch: „Patient in Deutschland – verraten und verkauft“, nach welchen Regeln Gesundheitswesen und Patientenversorgung in Deutschland überorganisiert und verbürokratisiert sind und deshalb eben häufig nicht funktionieren. Gesundheit nach Kassenlage – so lautet das ernüchternde Resümee der Autorin zur derzeitigen Situation im Gesund-heitswesen. Dabei werden nicht nur die patientenfeindlichen Strukturen und die heute schon stattfindenden verdeckten Rationierungen, sondern auch die ständig zunehmende Entmündigung und Bevormundung der Menschen durch selbst ernannte Beschützer eindringlich dargestellt.

In 14 Kapiteln erläutert die Medizinjournalistin auf 160 Seiten in gut lesbarer und auch für Laien verständlicher Sprache den ganz alltäglichen Wahnsinn im Gesundheits- und Pflegewesen. Kenntnis- und detaillreich schildert die Autorin auch  Finanzierungsstruktur und Ausgabepolitik der Krankenkassen. Diese – so die entlarvende Bilanz  –  dient eher der Gewinnung vom Markt-anteilen im Vorgriff auf den neuen Gesundheitsfonds als einer guten Versorgung – insbesondere wirklich kranker Patienten. Wellnessreisen und Reha-Sport, mit denen sich junge Versicherte gewinnen lassen, werden deshalb lieber von den Krankenkassen finanziert als Verordnungen für Krankengymnastik, Ergotherapie und Logopädie oder ein innovatives, aber teures Medikament für Schwerkranke.

Ein Extrakapitel widmet sich auch den Arbeitsbedingungen und der Honorierung von Ärztinnen und Ärzten. Schnell wird klar: Niedergelassene Ärzte sind ebenso wie Krankenhäuser und Pflegedienste Teil und Instrument einer von der Autorin als perfide charakterisierten Ratio-nierungspolitik von Gesetzgeber und Krankenkassen. Sie spüren die Auswirkungen der Sparpolitik ebenso wie die Patienten. Wobei die Politik den Ärzten den schwarzen Peter zuschiebt, die unerfreulichen Rationierungswahrheiten im Sprechzimmer „zu verkaufen“ – mit der Konsequenz des zunehmenden Image- und Vertrauensverlustes des ärztlichen Berufsstandes.

Am Schluss des Buches (dem man vielleicht die etwas zu arztorientierte Perspektive ankreiden kann und von Seiten des Verlags eine etwas liebevollere Lektoratsbetreuung besonders bei Orthographie, Grammatik und Zeichensetzung gewünscht hätte) stellt Gaby Guzek unter der Überschrift: „Was tun?“ die Frage nach den Zukunftsperspektiven des Gesundheitswesens. Ihre Antwort: „Das System ist nicht reformierbar. Wir brauchen einen Neustart.“ Diese sollte nach ihrer Auffassung bei der Wahlfreiheit des Patienten und der Rückbesinnung auf den Ursprung jeder Arzt-Patientenbeziehung beginnen: „Ich will zu dem Arzt gehen können, dem ich vertraue und will mit ihm zusammen meine gute und richtige Behandlung finden“. Ein Wunsch, dem die von der Politik so gefürchteten mündigen Patientinnen und Patienten nur zustimmen können. Ebenso wie der Aufforderung der Autorin: „Wir müssen anfangen nachzudenken. Und: Wir müssen handeln“ und uns nicht mehr nur behandeln und zum Objekt von Gesundheitsinteressen anderer degradieren lassen.

Gaby Guzek: Patient in Deutschland - verraten und verkauft. Promedico Verlag Hamburg, 14,80 Euro. ISBN 978-3-932516-16-0

Sehen wir uns morgen?

Sehen wir uns morgen? - von Alice Kuipers

 Rezension von Annette Kruse-Keirath
Ein Jugendroman, der sich mit dem Thema „Brustkrebs“ befasst -  keine zwangsläufige Verbindung! In der Tat: Die Autorin Alice Kuipers hat ein ganz ungewöhnliches Buch vorgelegt – in Inhalt und Form: Eine sensible Mutter-Tochter-Geschichte – aufgeschrieben auf kleinen Notizzetteln, die beide an den Kühlschrank heften.
Die Tochter, Claire, ist ein ganz normaler Teenager –  unbeschwert  - mit den üblichen Pubertäts- und Schulproblemen. Die Mutter – eine Hebamme, ist häufig nachts im Einsatz und selten zuhause.  Da beide ständig unterwegs sind, tauschen sie oft nur auf den kleinen Kühlschrankzetteln wichtige Nachrichten aus: Einkaufslisten, Schulnoten, Berichte aus der Klinik.
Ganz beiläufig erwähnt die Mutter einen Routinebesuch beim Arzt. Claire ist beunruhigt, denn ihre Mutter ist keine „Arztgängerin“. Aus der bösen Vorahnung – ein harmloser Knoten - wird schnell Gewissheit: Claires Mutter hat Brustkrebs. Damit gerät Claires Welt aus den Fugen.
Die Zettel-Kommunikation berichtet von der Sprachlosigkeit der Mutter und der Unsicherheit und Wut der Tochter, die das „Schutzschweigen“ der Mutter ertragen kann und verzweifelt nach Antworten sucht. Sie zeigt aber auch, wie die Beziehung zwischen beiden intensiver, sensibler und menschlich reifer wird. Claire wird während der Therapie der Mutter plötzlich erwachsen. Sie lernt, einfühlsam auf die Bedürfnisse ihrer Mutter einzugehen, und übernimmt Verantwortung für sich selbst.
Für Mutter wie Tochter wird das Durchleben der Erkrankung zu einer wichtigen, Erfahrung, an der sie gemeinsam wachsen. Die kranke Mutter wird zum Vorbild für Claire, die auf einen Kühlschrankzettel schreibt: „Ich kann versuchen zu vergessen, wie schwer es am Ende für dich war; aber ich werde niemals vergessen, wie stark und mutig du gewesen bist,  Mama. ..Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit Dir gehabt. Aber ich bin dankbar für die Zeit die wir hatten.“
Alice Kuiper’s Buch ist keine „Krebsgeschichte“. Es ist ein Plädoyer dafür, sich nicht erst dann, wenn eine Krankheit Zeit kostbar werden lässt, Zeit füreinander zu nehmen und gemeinsam zu leben. Urteil: Lesenswert – nicht nur für Jugendliche! (Annette Kruse-Keirath)


Alice Kuipers: Sehen wir uns morgen, Krüger Verlag, Frankfurt 2007
ISBN 978-3-8105-1063-1, Taschenbuch: 7,95 €