Metastasierter Brustkrebs - Zwei entscheidende Stammzellmarker entdeckt

5. Oktober 2014

Krebsforscher vom Deutschen Krebsforschungzentrum in Heidelberg (DKFZ) und vom Pathologischen Institut des Universitätsklinikums Heidelberg haben Brusttumoren auf zwei unterschiedliche Stammzellmarker untersucht und dabei festgestellt: Frauen, in deren Tumoren beide Marker gleichzeitig nachgewiesen werden konnten, hatten eine deutlich schlechtere Lebenserwartung als die Patientinnen, in deren Tumorgewebe die Marker nicht nachweisbar waren.  Damit könnten die  beiden Stammzellmarker CD 47 und MET wichtige Hinweise für künftige Therapiestrategien geben.

Die Heidelberger Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Andreas Trumpp hatte im Rahmen ihrer Forschungen 255 Brustkrebstumore auf CD 47 und MET untersucht.  Die Wissenschaftler wollten dabei unter anderem eine Antwort auf die Frage finden, warum sich bei bestimmten Patientinnen auch nach fünf Jahren noch Metastasen bilden. Diese Tochtergeschwulste - und nicht der Primärtumor - sind bei den meisten Frauen die Ursache dafür, dass sie an Krebs versterben.  "Bisher wissen wir nicht, welche Patientin Metastasen entwickeln wird und welche nicht" - fasst Prof. Trumpp die derzeitige Situation zusammen.

Das Team von Prof. Trumpp beschäftigt sich einger Zeit mit der Erforschung von Krebszellen im Blut.  Viele Krebsforscher vermuten, dass diese Zellen für die Absiedlung von Tochtergeschwulsten in anderen Organen verantwortlich sind.   Die Heidelberger Studiengruppe konnte bereits nachweisen, dass nur bestimmte Krebszellen, die über den Blutkreislauf verbreitet werden (zirkulierende Tumorzellen) überhaupt dazu in der Lage sind, Metastasen zu bilden.  Diese sogenannten Tumor-Stammzellen trugen alle die Zellmarker CD 47 und MET auf ihrer Oberfläche. Und noch eines fanden die Forscher heraus: Je mehr dieser Stammzellen sich im Blut einer Brustkrebspatientin fanden, desto häufiger bildeten sich im Körper der Frauen in anderen Organen Metastasen.

Im Rahmen der Studie, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden, wollten die Wissenschaftler nach Auskunft von Prof. Trumpp feststellen, ob die Stammzellmarker und damit die Metastasen-Stammzellen schon in den Primärtumoren in der Brust vorhanden sind und wenn ja, ob dies mit der Überlebens-wahrscheinlichkeit der Patientinnen zusammen hängt.  Deshalb testen die Krebsforscher die Gewebe-proben von 255 Patientinnen auf die beiden Marker CD 47  und MET und verglichen sie anschließend mit den Überlebensdaten der Frauen.  So konnten sie nachweisen, dass besonders die Brustkrebs-patientinnen, deren Tumor beide Marker aufgewiesen hatte, eine stark verkürzte Lebenserwartung hatten.  Frauen, deren Primärtumor beide  Marker trug, lebten im Durchschnitt 10,3 Jahre weniger als diejenigen,  bei deren Tumor weder C47 noch MET nachweisbar war.  Aus dem Nachweis oder Nicht-Nachweis der Stammzellmarker stellt somit nach Einschätzung der Heidelberger Wissenschaftler einen wichtigen prognostischen Marker  im Hinblick auf die Lebenserwartung von Brustkrebspatientinnen dar.

Den Krebsforschern genügt es aber nicht, mit Hilfe des Stammzellennachweises bessere Prognosen im Hinblick auf die Lebenswartung von Brustkrebspatientinnen abzuleiten. Vielmehr geht es darum, wirksame Therapiestrategien zu entwickeln, um die Lebenszeit zu verlängern. Die Wissenschaftler wollen daher in weiteren Studie prüfen, ob zielgerichtete Medikamente gegen die Metastasen wirken können. Geplant ist, besonders aggressive Brusttumoren auf Mäuse zu übertragen und die Tiere dann  mit Wirkstoffen gegen die Stammzell-Marker zu behandeln. „Die Medikamente, die gegen CD47 oder MET wirken, sind in der finalen Phase der Entwicklung oder sogar bereits verfügbar“, erklärt Trumpp. „Wir hoffen, dass wir bald soweit sind, mit ihrer Hilfe die Lebenserwartung von Brustkrebspatientinnen weiter zu erhöhen.“ (akk)

Literatur:Irène Baccelli, Albrecht Stenzinger, Vanessa Vogel, Berit Maria Pfitzner, Corinna Klein, Markus Wallwiener, Martina Scharpff, Massimo Saini, Tim Holland-Letz, Hans-Peter Sinn, Andreas Schneeweiss, Carsten Denkert, Wilko Weichert , Andreas Trumpp: Co-expression of MET and CD47 is a novel prognosticator for survival of luminal-type breast cancer patients. Oncotarget (2014).