Prävention- Weniger Herzerkrankungen bei Brustkrebspatientinnen durch Sport

26. Juni 2016

Brustkrebspatientinnen, die regelmäßig sportlich aktiv sind, leiden seltener unter Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems als Bewegungsmuffel. Dies bestätigen jetzt die Ergebnisse einer amerikanischen Studie mit knapp 3.000 Brustkrebspatientinnen. Diese wurden kurz nach der Diagnose „Brustkrebs“ mittels eines standardisierten Fragebogens nach ihren sportlichen Freizeitaktivitäten befragt.

 Das Risiko für eine Herzkreislauferkrankung reduzierte sich bei Patientinnen, die regelmäßig Sport trieben und dabei das in US-Leitlinien empfohlene Niveau von 9 MET-h (Metabolic Equivalent Task) pro Woche erreichten, um 23 Prozent  gegenüber dem von Frauen, die keinerlei Sport ausübten. Auch das KHK- und das Herzinsuffizienz-Risiko waren um 26 Prozent bzw.  29 Prozent vermindert. Und zwar unabhängig vom Lebensalter, dem Menopausen-status, der Art der Krebsbehandlung und dem sogenannten kardiovaskulären Risikoprofil. Die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen sank z.B. mit und ohne Doxorubicin um 23 Prozent bzw. 21 Prozent und mit und ohne Aromatasehemmer jeweils um 22 Prozent. Nur bei Frauen mit einem BMI von 35 und mehr war kein Nutzen zu erkennen.

Die 2973 Studienteilnehmerinnen waren im Durchschnitt 57 Jahre alt. Bei allen war ein Mammakarzinom in den Stadien I bis IIIA diagnostiziert worden, das noch nicht metastasiert hatte. Das Team um Studienleiter Lee W. Jones vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York berechnete aus den Angaben der Frauen aus der Befragung den mit den unterschiedlichen Aktivitäten verbundenen Energieverbrauch in MET-Stunden pro Woche. Die Leitlinien in den USA empfehlen für erwachsene Krebspatienten einen Energieverbrauch von mindestens 9 MET-h pro Woche. Das sind etwa drei bis fünf Trainingseinheiten von mittlerer bis hoher Intensität von mindestens 20 minütiger Dauer. 

Die Frauen wurden im Schnitt 8,6 Jahre beobachtet. Während dieser Zeit kam es bei 862 Patientinnen zu Herz-Kreislaufproblemen, darunter 203 Neudiagnosen einer KHK und 307 Herzinsuffizienzen. Die Forscher teilten die Patientinnen dann in der Feinanalyse – entsprechend ihrem Energieverbrauch beim Sport in vier Untergruppen auf (unter 2 MET-h pro Woche, 2,1 bis 10,3 MET-h, 10,4-bis 24,5 MET-h, mehr als 24,6 MET-h). Dabei zeigte sich: Die Frauen, die sich intensiv körperlich betätigten und einen entsprechend hohen Energieverbrauch hatten, hatten die geringsten Raten der kardiovaskulären Ereignisse.  

Brustkrebspatientinnen sollten – so Jones -, sofern sie dazu in der Lage sind, regelmäßig an sportlichen Aktivitäten teilzunehmen, mit denen sie auf den empfohlenen Energieverbrauch von mindestens 9 MET-h/Woche kommen. Die von ihnen festgestellte klare Dosis-Wirkungs-Beziehung spreche sogar dafür, über diese "Minimal-Empfehlung" hinauszugehen, um die kardiovaskuläre Schutzwirkung zu erhöhen. (akk)

Literatur: Lee W. Jones et al.: Exercise and Risk of Cardiovascular Events in Women With Nonmetastatic Breast Cancer, Journal of Clinical Onkology published online on May 23, 2016;