Brustkrebstherapie - Neue Forschungsergebnisse in AGO-Leitlinien integriert

30. Juni 2013
Die Arbeitsgruppe Gynäkologische Onkologie (AGO) hat die deutschen Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs aktualisiert und dabei die Erkenntnisse aus jüngsten Studien in die Therapieempfehlungen eingearbeitet.  Die neuen Leitlinien wurden kürzlich beim 10. Jahresreffen der German Breast Group (GBG) vorgestellt.

Bei Brustkrebs im Frühstadium empfehlen die Leitlinien jetzt die Entfernung des Wächter-Lymphknotens (Sentinel=SNL) vor Beginn der Chemotherapie. Denn die Ergebnisse der Sentina-Studie haben gezeigt, dass der Wächterlymphknoten vor der Chemotherapie mit einer Sicherheit von  99 Prozent entdeckt werden kann, nach Abschluss dieser Behandlung sinkt die Entdeckungsrate aber auf 80 Prozent. Spätere Biopsien des SNL weisen Falsch-Negativ-Raten von 50 Prozent aus. Eine so hohe Fehlerquote ist nach Einschätzung der Leitlinien-Verantwortlich inakzeptabel.

Die Brustkrebsexperten der AGO sprechen sich jetzt auch für eine Verkürzung der Strahlentherapie (hypofraktionierte Bestrahlung)  als Behandlungsalternative bei brusterhaltender Operation aus.  Die Ergebnisse internationaler Studien belegen, dass es bei Komprimierung der Bestrahlungsdauer und Reduzierung der Gesamtstrahlendosis von 50 Gy (Standardbestrahlung) auf 40 Gy während eines Zeitraums von 10 Jahren seltener zu Lokalrediziven kommt. Bei der Standardbestrahlung lag die Rückfallrate bei 5,5 Prozent, bei der kürzen Bestrahlung mit höheren Einzeldosen bei 4,3 Prozent.

Aktualisiert wurden auch die Empfehlungen zur antihormonellen Therapie.  Bei Östrogenrezeptor- positivem Brustkrebs soll die Behandlung mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern nach Auffassung der AGO möglichst über zehn Jahre fortgeführt werden.  Dabei soll sich die Wahl des Medikaments und die Dauer der Einnahme daran orientieren, ob sich die Patientin vor oder nach der Menopause befindet und wie stark sie unter den Nebenwirkungen der Therapie leidet.  Falls eine der zur Verfügung stehenden Therapiealternativen (Tamoxifen oder Aromatasehemmer) mit starken Unverträglichkeiten verbunden ist, sollte das Präparat gewechselt, nicht aber die Therapie insgesamt abgebrochen werden.

Als Medikament der ersten Wahl empfiehlt die neuen Leitlinien für Patientinnen mit hohem Risiko und lobluären Karzinomen (Brustkrebs in den Drüsenläppchen) Aromatasehemmer.  Die Behandlung sollte hier über fünf Jahre fortgeführt werden, da es bislang keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass eine verlängerte Therapie für die Patientin einen besseren Schutz vor Metastasen und Rezidiven mit sich bringt.

Die Experten der AGO sprechen sich in den neuen Leitlinien bei der Behandlung von Frauen mit Hormonrezeptor-positivem, Her2-neu negativem Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium auch für die Komibinationsbehandlung von Exemestan (Aromatasehemmer)  und Everolimus (TOR-Inhibitor) aus.   Die Ergebnisse der Bolero-Studie haben nämlich gezeigt, dass sich das Fortschreiten der Erkrankung im Vergleich zur Placebogruppe, die nur mit Aromatasehemmern behandelt wurde, von vier auf 11 Monate verzögern lässt.

 Für Patientinnen mit Her2-neu positivem Brustkrebs soll die Doppelblockade des Her2-neu Rezeptors zum Behandlungsstandard werden, wenn der Krebs bereits Tochtergeschwulster in anderen Organen abgesiedelt hat.  Die Patientinnen sollen dann parallel mit den beiden Antikörpern Trastuzumab und Pertuzumab behandelt werden. Denn in der CLEOPATRA Studie konnte nach gewiesen werden, dass sich die Überlebensrate von Frauen, die mit einer Docetaxel-Chemotherapie und einer Kombinationstherapie beider Antikörper behandelt wurden gegenüber der Kombinationstherapie von Chemo und Trastuzumab deutlich erhöht.

Nach drei Jahren lebten in der Gruppe, die mit beiden Antikörpern behandelt wurde, noch 66 Prozent der Patientinnen. In der Vergleichsgruppe waren es nur 50 Prozent.

Für Hochrisikopatientinnen sehen die Leitlinien nun auch eine veränderte Chemotherapie vor.  Nach Auskunft der AGO hat sich hier die Dreifachtherapie mit Epirubicin (E), Cyclophsomphamid (C) und Paclitaxel  gegenüber dem gängigen Therapieschema: Zu Beginn EC-Zweifachkombination, im Anschluss daran Taxan bewährt.  56 Prozent der Patientinnen, die mit der Dreifachkombination behandelt wurden, leben nach 10 Jahren, ohne dass es zu einem Rückfall gekommen ist.  Bei der Standardtherapie lag die Rate bei 47 Prozent. (akk)

Literatur:  Die aktuelle Version der Leitlinien unter www.ago-online.de zum Download beret