Brustkrebsdiagnostik - Tumorzellen im Knochemark, schlechtere Prognose

8. September 2014

Wenn sich bei Brustkrebspatientinnen im Knochenmark Tumorzellen nachweisen lassen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Frau einen Rückfall erleidet oder innerhalb der ersten fünf Jahre nach Erstdiagnose verstirbt.  Dies konnten jetzt Krebsforscher der Universitätsklinik in Tübingen in einer großen Studie nachweisen.

Die Tübinger Wissenschaftler hatten insgesamt 3401 Patientinnen, bei denen die Diagnose "Brustkrebs" mindestens sechs Monate zurücklag, über einen Zeitraum von 53 Monaten beobachtet. Alle Patientinnen  wurden zwischen 2001 und 2013 an der Uni Tübingen erstmalig  wegen eines erstmalig aufgetretenenBrustkrebses  (T1–4, N0–2, M0) operativ behandelt.  Während der Operation wurde bei allen Frauen  Knochenmark entnommen und im Labor immunzytologisch untersucht. So wurden bei 26 Prozent der Patientinnen sogenannte disseminierte Tumorzellen (DTC) im Blut aufgespürt.

Die Tumore der DTC-Patientinnen waren dabei größer als die der Frauen, bei denen keine Tumorzellen im Knochenmark nachweisbar waren. Außerdem hatte der Krebs bereits die Lymphknoten befallen und es traten häufiger aggressive triple negative Tumore  bei den DTC-Patientinnen auf.

Im Verlauf der Nachbeobachtungszeit  konnten die Tübinger Forscher folgendes beobachten:  Bei 255 Frauen trat innerhalb von 43 Monaten ein Rezidiv auf, 289 Patientinnen verstarben während des Beobachtungszeitraums von 53 Monaten.  Brustkrebspatientinnen, bei denen  Tumorzellen im Knochenmark nachweisbar waren, hatten dabei ein um 74 Prozent erhöhtes Rezidivrisiko und ein um 44 Prozent höheres Sterberisiko als die Frauen, bei denen keine Krebszellen ins Knochenmark abgewandert waren. 

Nach Einschätzung von Studienleiter Dr. Andreas Hartkopf lässt sich die verschlechtere Prognose der DTC Patientinnen nicht  allein durch die ungünstigeren Tumorcharakteristika erklären. Disseminierte Tumorzellen im Knochenmark stellen nach den Ergebnissen der Tübinger Studie einen unabhängige Risikofaktor für Rezidive und Tod dar.

Das therapeutische Problem:  Diese Tumor- Zellen überleben geschützt im Knochenmark - und lassen sich so durch eine Chemotherapie nicht zerstören. Eine Behandlungsalternative könnten nach Auffassung von Dr. Hartkopf eine Therapie mit Bisphosphonaten sein. Hier gibt es aus anderen Studien Hinweise darauf, dass die Gabe von Bisphosphonaten die Zerstörung von DTC unterstützt.  Auch die Tübinger Wissenschaftler hatten in einer Feinanalyse bei einer Untergrppe von 876 DTC positiven Patientinnen, die mit Bisphosphonaten behandelt wurden,  ein längeres rezidivfreies Überleben und Gesamtüberleben nachweisen können. Bei Frau ohnen dissemilierte Tumorzellen hatte die Gabe von Bisphosphonaten dagegen keinen Effekt. Nach Auskunft von Studienleiter Dr. Hartkopf muss der Nutzen der Bisphosphonattherapie allerdings noch in weiteren Studien überprüft werden. Die Ergebnisse der jetzt vorliegenden Untersuchung bestätigen aber, dass der Nachweis von DTC im Knochenmark in frühen Brustkrebsstadien ein bedeutsamer Risikomarker im Hinblick auf die Rezidiventwicklung und die Sterblichkeit von Brustkrebspatientinnen ist.Ob der DTC-Status auch über den Nutzen einer Bisphosphonattherapie Auskunft geben kann, müsse in weiteren Studien überprüft werden. (akk)

Literatur:

Hartkopf AD et al. :Prognostic relevance of disseminated tumour cells from the bone marrow of early stage breast cancer patients – Results from a large single-centre analysis. Eur J Cancer 2014; online 2. August. doi: 10.1016/j.ejca.2014.06.025