Digitale Gesundheitsanwendungen (DIGA)
und Gesundheits-Apps
Gesundheits-Apps sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. In den App-Shops von Apple und Google finden allein 172.860 Gesundheits-Apps in den Kategorien Health, Fitness und Medical, davon 11.559 deutschsprachige.
Täglich kommen neue Anwendungen hinzu, denn der Markt weist eine hohe Dynamik mit entsprechender Nachfrage auf. Immer mehr Menschen nutzen digitale Anwendungen, um Schritte zu zählen, Leistungen sportlicher Trainings, Blutdruck und Herzfrequenz zu kontrollieren, sich an regelmäßiges Wassertrinken erinnern zu lassen, Mahlzeiten im Rahmen einer Diät gerauchte Zigaretten oder ihren Schlafrhythmus zu protokollieren. Mittlerweile ist auf jedem Handy eine oder mehrere dieser Anwendungen installiert.
Die Anzahl von Medizin-Apps, von digitalen Anwendungen also, die helfen sollen, eine Krankheit zu lindern oder bestimmte krankheitsrelevante Werte zu kontrollieren, ist mit 93 eher gering. Im Gegensatz zu den einfachen Gesundheits-Apps müssen diese nämlich als Medizinprodukt zugelassen sein. Zu erkennen ist dies am CE-Kennzeichen, das die Hersteller der App verpflichtend darlegen müssen.
Seit 2019 können Ärzte einige der Apps mit CE-Kennzeichnung sogar auf Rezept verordnen. Diese verordnungsfähigen Apps werden mit dem Fachbegriff DIGA = digitale Gesundheitsanwendung bezeichnet und unterliegen einem speziellen Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Im Rahmen dieses Verfahrens müssen die Hersteller der App neben der Sicherheit der App auch deren Nutzen für die Bewältigung einer Erkrankung und die Verbesserung der Versorgung nachweisen. Das DIGA-Verzeichnis führt momentan 69 DIGA auf – 40 wurden endgültig in das Verzeichnis aufgenommen.19 DIGA haben eine vorläufige Zulassung erhalten und zehn wurden aus der Liste gestrichen. Der Grund: es hatten sich während der Erprobungsphase keine positiven Versorgungseffekte ergeben.
DIGA für Brustkrebspatientinnen
Die PINK! Coach App ist derzeit die einzige App, die dauerhaft in das DIGA-Verzeichnist aufgenommen wurde. Sie wurde eigens für Mammakarzinompatientinnen entwickelt. PINK! Coach ist eine therapiebegleitende digitale Lösung für Brustkrebspatientinnen und -patienten vom Zeitpunkt der Diagnose bis zur letzten Nachsorge oder noch darüber hinaus.
Die App möchte Betroffene auf dem Weg zu einem gesünderen Lebensstil mit mehr Bewegung, gesünderer Ernährung und psychischer Gesundheit begleiten. Als sogenannte Coaching-Anwendung will sie der Patientin helfen, Gewohnheiten und Lebensstil zu ändern und somit selbst Therapieerfolg und Gesundung zu unterstützen.
Die App begleitet die Patientinnen während der Therapie und in der
Nachsorge und bietet auch ein Infotool zu den Nebenwirkungen unterschiedlicher Therapien.. Die Patientin hat zudem Zugriff auf mehr als
1.000 Rezepte für eine gesunde Ernährung, eine Infothek zur leitliniengerechten
Behandlung und zu vielen Sport- und Achtsamkeitsübungen.
Über einen Chatbot können
Betroffene darüber hinaus Fragen zu Beschwerden und
Nebenwirkungen stellen und erhalten darauf zutreffende Informationen und
Tipps zur Selbsthilfe (Hausmittel und Verhaltensweisen) mit dem Ziel,
die Nebenwirkungen zu verbessern.
Die PINK-App ist vom der Tag der Diagnose anebenfalls zunächst für 90 Tage und danach für einen unbegrenzten Zeitraum verordnungsfähig. Die Herstellerkosten liegen bei 234 €. Die DIGA kann nach Verordnung im Apple und Google Store heruntergeladen werden.
Eine weitere App, Untire® wurde vorläufig in das DIGA-Verzeicni. Sie wurde in den Niederlanden entwickelt, um die bei Krebspatientinnen häufig in Folge der Chemotherapie auftretende Fatigue zu reduzieren.Das Programm wurde auf Grundlage von erprobten Methoden der Psycho-Onkologie entwickelt und Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT), Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), Psychoedukation, sowie achtsamkeitsbasierte Übungen. Zudem sind spezifische Bewegungsübungen erhalten, die zur Steigerung der körperlichen Aktivität beitragen. Zudem sind spezifische Bewegungsübungen erhalten, die zur Steigerung der körperlichen Aktivität beitragen.
Die App erläutert, warum Krebspatienten häufig
unter Fatigue leiden. Sie enthält Informationen zu Entspannungstechniken und dem Umgang mit Stress und Ängsten. Praktische Tipps zum Umgang mit den durch die Erschöpfung bedingten Einschränkungen im Alltag ergänzen das Angebot. So erfahren die Nutzer beispielsweise, was sie tun können, um ihren Schlaf zu verbessern und die Energiedepots des Körpers wieder aufzufüllen.
Mit der Untire®-App ist auch eine regelmäßige Selbstbewertung der Krankheitssymptomatik möglich. So lässt sich im Rahmen einer Verlaufskontrolle der persönliche Erfolg der genutzten Therapien prüfen.
Die Untire-App kann auf Rezept verordnet für 90 Tage verordnet werden. Die Mindestnutzungsdauer wird mit 12 Wochen angegeben. Die Herstellerkosten belaufen sich auf 618 €. Die App kann nach Verordnung im Apple und Google-Store heruntergeladen werden.
Drei weitere DIGA für Brustkrebspatientinnen, die zunächst vorläufig eine vorläufige Zulassung erhalten, wurden zwischenzeitlich aus dem Verzeichnis gestrichen. Die MIKA-App bereits im März 2022, die Cankado Pro-React-Onko- App im April 2023 und die optimune-App im Juli 2024
Wie erhält man eine DIGA?
Während Gesundheits- und Medizin-Apps häufig kostenfrei zum Download bereit stehen, müssen DIGA verordnet werden. Denn diese Anforderungen müssen höheren Sicherheits- und Datenschutzauflagen genügen und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen (Übrigens: die privaten Krankenversicherungen erstatten auch die Kosten bei Medizin-Apps).
Patientinnen, die eine Therapieunterstützung durch eine DIGA in Anspruch nehmen möchten, können sich entweder direkt an ihre Krankenkasse wenden oder ihren Arzt oder Psychotherapeuten um eine Verordnung bitten. Der Arzt stellt zunächst ein entsprechendes Rezept für eine Erstverordnung aus. Der Patient oder auch der Arzt übermittelt dieses Rezept an die jeweilige Krankenkasse. Diese prüft, ob ein Leistungsanspruch besteht. Danach erhält die Patientin einen Freischaltcode, mittels dessen die DIGA von der Website oder aus dem jeweiligen Store herunter geladen werden kann

Gesundheits-Apps
Anders als DIGA werden diese Apps ohne Rezept von verschiedenen Organisationen oder Pharmafirmen zur Verfügung gestellt. Die meisten sind kostenlos. Zu Beginn kann die Nutzerin persönliche Daten zu Diagnose und Therapie eingeben. Hier kann jeder selbst entscheiden, welche Daten man preisgeben möchte. Daraus wird ein individuelles „Medizinisches Profil“ erstellt. Die Apps haben verschiedene Schwerpunkte, so dass auch die Nutzung von mehreren Apps sinnvoll sein kann. Das Angebot ist groß, deshalb werden hier nur einge zur Auswahl vorgestellt.
FOCUS ME
FOCUS ME ist eine App für Patientinnen mit Brustkrebs und gynäkologischen Tumoren. Die App verfügt über ein Tool zur Vernetzung mit anderen Betroffenen und Fachpersonen.
Durch Filter lassen sich gezielt Patientinnen
in vergleichbaren Lebenssituationen und mit ähnlichen Interessen oder auch aus
derselben Region ermitteln. Der Austausch zwischen Betroffenen ist einzeln und
in Chatgruppen möglich zu Themen wie Ernährung, Beruf, Wohlbefinden und
Bewegung.
Über die Profileinstellungen entscheidet die Nutzerin selbst, welche Angaben für andere sichtbar sind. So ist es möglich, Gleichgesinnte zu finden, von deren
Erfahrungen man profitieren kann. In persönlichen
Krisensituationen kann man auch Unterstützung von anderen Betroffenen erhalten.
Die App verfügt zudem über eine Veranstaltungsübersicht, in der regionale oder auch Online-Veranstaltungen angekündigt werden. Dies bietet Patientenorganisationen, Kliniken und Praxen die Möglichkeit, ihre Veranstaltungen anzukündigen.Auch können regionale Gruppen Treffen organisieren und diese in der App anzeigen. Alle Veranstaltungen werden von Focus Me geprüft, so dass nur seriöse Veranstaltungen veröffentlicht werden.
Onkobutler
Der Onkobutler ist eine kostenfreie App für Patient:innen mit Krebserkrankungen zur Anwendung für ein Mobiltelefon oder ein Tablet, die von der Firma Amgen entwickelt wurde.An der Entwicklung der App waren onkologisch tätige Ärztinnen und Ärzte beteiligt.
Die App bietet ein digitales Tagebuch, in dem tagesaktuell Gesundheitsdaten dokumentiert und Beschwerden sowie Nebenwirkungen erfasst werden können. Der Behandlungsverlauf kann somit gespeichert werden. Weiterhin kann eine Erinnerungsfunktion für benötigte Medikamente eingerichtet werden.
Es werden die
Symptome abgefragt, die bei einer Krebstherapie für das Behandlungsteam
relevant sind. Die eingegebenen Daten werden kompakt in übersichtlichen
Grafiken zusammengefasst und können
vor dem Arztbesuch verschlüsselt an das Behandlungsteam übermittelt oder direkt
zum Termin mitgebracht werden. Die Arztgespräche können dann gezielt geführt
und die Therapie passgenau individuell geplant werden. Die Beteiligung von
Patientinnen an der Therapie fördert Lebensqualität und Behandlungserfolg.
Die
Datenweitergabe wird als sicher und verschlüsselt angegeben.
Meine Busenfreundin
Eine digitale Begleitung für
Brustkrebspatientinnen, die von Prof. Marion Kiechle und einem Team aus
Gynäkologen, Psychoonkologen und einer Breast Care Nurse entwickelt wurde. Die
Busenfreundin-App ist individuell auf die Bedürfnisse von Brustkrebspatientinnen zugeschnitten,
mit dem Ziel, dass sie die Therapie selbstbestimmt, umfassend informiert und
psychisch gestärkt bewältigen.
Auf der Basis der persönlichen Angaben wird ein sogenannter „Fahrplan“ erstellt. Darin erhält die Patientin täglich neue Beiträge in Form von Texten oder Videosequenzen mit Informationen und Unterstützungsangeboten, passend zu ihrer individuellen Erkrankung, zu ihrer Therapie und ihren Lebensumständen. Junge Patientinnen mit einer Chemotherapie erhalten andere Beiträge als ältere Patientinnen mit einer Antihormontherapie. Der Fahrplan verfügt zudem über eine Erinnerungsfunktion für die Medikamenteneinnahme.
Die Nutzerin hat auch die Möglichkeit, eigene Termine und Erinnerungen einzutragen. Um das Ausmaß ihrer Stressbelastung im Verlauf der Behandlung zu erfassen, kann die Patientin das „Distress-Thermometer“ regelmäßig ausfüllen. Entsprechend den Angaben bietet die App Hilfestellungen und Tipps an. Zeigt die Auswertung des Fragebogens beispielsweise eine psychische Belastung an, so wird angeregt, eine psychoonkologische Beratung aufzusuchen. Die Inhalte und Funktionen der App werden stetig aktualisiert und erweitert.
Die App verfügt über eine deutschlandweite Postleitzahlensuche nach zertifizierten Brustzentren mit Speicherfunktion und die Möglichkeit, Kontaktdaten der behandelnden Ärzte zu hinterlegen.Die Datensicherheit wird aufgrund modernster Verschlüsselung und einem Serverstandort in Deutschland als sicher angegeben.