Mit Tasten allein können Sie sich nicht sicher fühlen

Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Fast 20.000 Patientinnen versterben  pro Jahr an dieser Erkrankung. Viele von ihnen hätten eine bessere (Über)Lebenschance, wenn der Brustkrebs früher erkannt worden wäre.

Früherkennung ist wichtig, weil die Behandlungs- und Heilungs-Chancen von Brustkrebs umso besser sind, je kleiner der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose ist. Ist Brustkrebs schon tastbar, so hat er in aller Regel bereits eine Größe von rund 2 bis 3cm cm. Ziel der Früherkennung ist es, die Diagnose von Brustkrebs zu stellen, solange der Tumor noch klein und nicht tastbar ist.

Brustkrebsfrüherkennung – so steht es in den Richtlinien

Die Früherkennung von Brustkrebs in Deutschland immer noch halbherzig betrieben. Die derzeitigen Richtlinien zur Krebsfrüherkennung empfehlen für Frauen unter 50 Jahre als Früherkennungsmaßnahme nach wie vor allein die Selbst-Untersuchung der Brust und die Tastuntersuchung beim Frauenarzt.

Das seit 2008 bundesweit eingeführte Mammographie-Screening-Programm richtet nur an Frauen in der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren. Über ein zentrales Einladungsverfahren werden alle anspruchs-berechtigten Frauen alle zwei Jahre zu einer Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie) in ein Screening-Zentrum eingeladen. Dort werden – ohne vorherige ärztliche Untersuchung von jeder Brust zwei Röntgen-aufnahmen erstellt, die anschließend von zwei Ärzten unabhängig voneinander begutachtet werden.  Der Befund wird der Frau nach einigen Tagen per Post mitgeteilt. 

Vom Mammographie-Screening profitieren nur Frauen einer bestimmter Altersgruppe - die 50 bis 69Jährigen. Brustkrebs tritt aber nicht nur bei älteren Frauen auf. Oft erkranken auch Frauen unter 50 an Brustkrebs - und zwar oft an aggressiven und schnell wachsenden Tumoren. Für diese Frauen gibt es - ebenso wie für die über 69Jährigen - keine Früherkennung unter Einsatz bildgebender Verfahren.

Welche Diagnostikmöglichkeiten stehen für die Früherkennung zur Verfügung?

Die Medizin verfügt heute nicht nur über die Mammographie, sondern über mehrere Diagnostikverfahren, mit deren Hilfe sich Brustkrebs und seine Vorstufen sicher erkennen lassen – und zwar bevor ein Knoten ertastbar und damit zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung geworden ist. Hierzu gehören neben der Mammographie die Sonographie und die MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie). Jede dieser Methode hat jedoch diagnostische Grenzen. Das bedeutet: Keine einzelne Untersuchungstechnik (Mammographie, Sonographie oder MRT) kann sämtliche Brustkrebsarten früh entdecken. Jedes einzelne Verfahren hat seinen Stellenwert zur Brustkrebs-Früherkennung – es kommt auf die richtige Kombination an. Welche Kombination für die einzelne Frau sinnvoll ist, hängt im Wesentlichen von Ihrem Alter, der Dichte Ihrer Brust und Ihrem persönlichen Risikoprofil ab.

Die Mammographie macht die Vorstufen von Brustkrebs (DCIS) sichtbar, da sie oftmals – allerdings nicht immer – im Röntgenbild feinste Spuren hinterlassen (sogenannter „Mikrokalk“). Solche Mikroverkalkungen entstehen besonders bei den langsam wachsenden Milchgangstumoren, während die schnell wachsenden DCIS-Tumoren seltener mit Mikrokalk einhergehen. Etwa die Hälfte der Brustkrebs-Vorstufen ist aber in der Mammographie nicht zu erkennen, da sie keine Mikroverkalkungen im Mammogramm verursachen. 

Die Mammographie allein ist zudem auch nicht bei allen Frauen gleich gut zur Früherkennung geeignet: Wenn das Drüsengewebe noch sehr dicht ist, kann es sein, daß auch größere Tumore nicht entdeckt werden können. Der Grund: Das Brustdrüsengewebe auf der Mammographie ist weiß – genauso weiß wie Brustkrebs. Nur dann, wenn sich das Drüsengewebe zurückgebildet hat und durch Fettgewebe ersetzt wird, verbessert sich die Empfindlichkeit der Mammographie. Bei manchen Frauen geschieht dies mit zunehmendem Lebensalter – bei einigen dagegen nie. Somit schwankt die Sicherheit, mit der anhand der Mammographie Brustkrebs diagnostiziert werden kann, von Frau zu Frau  ganz erheblich – je nachdem, wie „dicht“ das Drüsengewebe der Brust ist.

Die Sonographie (Ultraschalluntersuchung der Brust) ist daher speziell bei Frauen mit noch voll entwickeltem Brustdrüsengewebe eine wichtige Ergänzung zur Mammographie. Mit dem Ultraschall kann der Arzt in dichtes Drüsengewebe „hineinsehen“ und so Brustkrebs aufspüren, der mit der Mam-mographie allein nicht zu erkennen wäre. Gutartige Zysten lassen sich auf diese Weise bereits eindeutig zuordnen. Im Ultraschall zeigen sich auch Gewebeveränderungen und krebsverdächtige Herdbefunde, die man nicht ertasten kann.  Aber: Die Ultraschalluntersuchung – auch die sogenannte „3D-Sonographie“ – ist zur Früherkennung allein nicht geeignet. Der Grund: Im Ultraschall lassen sich Brustkrebs-Vorstufen nicht zuverlässig diagnostizieren. Der Ultraschall ist eine wichtige Ergänzung der Mammographie - insbesondere in der Hand des erfahrenen Untersuchers. Aber er kann die Mammographie nicht ersetzen.

Die MRT ist – wie der Ultraschall– eine Untersuchungsmethode, die ohne Röntgenstrahlung arbeitet. Anders als der Ultraschall ist die MRT aber in der Lage, Brustkrebs-Vorstufen zu erfassen. Ihre besondere diagnostische Stärke zeigt die MRT beim Nachweis von biologisch aggressiven Vorstufen von Brustkrebs – speziell bei Vorstufen, die sich „nicht die Zeit nehmen“, Mikrokalkspuren zu hinterlassen, anhand derer man sie in der Mammographie entdecken könnte. Bei solchen Brustkrebs-Vorstufen, wie auch bei den aus ihnen resultierenden aggressiven invasiven Karzinomen ist die Mammographie ebenso „blind“ wie bei Brüsten mit dichtem Drüsengewebe. Doch auch für die MRT gilt: Die Methode ist nur dann sehr aussagekräftig, wenn Technik, Methodik und insbesondere die Erfahrung des Untersuchers stimmen.

  • Die Mammographie ist bei allen Frauen als Grundlage der Früherkennung anzusehen und hilft bei der Diagnose von Brustkrebs-Vorstufen
  •  Der Brust-Ultraschall ergänzt die Mammongraphie da, wo die Röntgenuntersuchung allein nicht ausreicht.
  •  Die MRT der Brust ist sinnvoll, wenn in ihrer Familie bereits Fälle von Brust und/der Eierstockkrebserkrankungen aufgetreten sind. Die MRT ist zudem das sicherste Unter-suchungsverfahren bei Frauen mit dichtem Drüsengewebe. Sie bietet die höchste Sicherheit bei der Aufdeckung von Brustkrebs-Vorstufen von biologisch aggressivem Brustkrebs. 

Wichtig zu wissen: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für die Tastuntersuchung beim Frauenarzt und die Röntgenuntersuchungen im Rahmen des Mammographie-Screenings. Ultraschallunter-suchungen der Brust und ein Mamma-MRT können Frauen im Rahmen der Früherkennung nur als Wunsch-leistung als Privatleistung in Anspruch nehmen. Die Kosten für eine Ultraschalluntersuchung liegen zwischen 40 und 70 €, für ein MRT ist mit Kosten von ca. 500 € zu rechnen. (akk)