Mestatasierter Brustkrebs - Wenn Brustkrebs in andere Organe "streut"

Brustkrebs ist eine Erkrankung, die bei den meisten Frauen auf das Entstehungorgan "Brust" beschränkt bleibt. Nach Auskunft von Prof. Dr. Florian Schütz von der Universitätsfrauenklinik in Heidelberg siedelt der Krebs aber bei 20 bis 40 Prozent der Brustkrebspatientinnen auch Tochtergeschwulste - sogenannte Metastasen - in anderen Organen ab. Weil die Tumorzellen der Metastasen bei Brustkrebs oft aggressiver sind als die des Muttertumors in der Brust, ist die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs oft schwieriger als die des Primärtumors.

Wie kommt es dazu, dass Brustkrebszellen in andere Organe gelangen und dort ebenfalls Tumore ausbilden? Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass die Zellen von der Brust über das Blut zu anderen Organen gelangen und dass bestimmte Eiweiße (Proteine) diese Brustkrebszellen dazu befähigen, die Gefäßwände zu durchdringen und sich im dahinterliegenden Gewebe anzusiedeln (zirkulierende Tumorzellen). Noch ist der Mechanismus nicht bis in alle Details erforscht, doch schon jetzt wissen die Mediziner: Die Größe eines Tumors ist nicht das entscheidende Kriterium für die Metastasierung, sondern es sind genetischen Charakteristika der Tumorzellen.

Brustkrebs bildet Tochtergeschwulste am häufigsten in Knochen, Leber, Lunge, Lymphknotenund Gehirn aus.  Etwa bei der Hälfte der betroffenen Frauen kommt es schon in den ersten fünf Jahren nach der Erstdiagnose zu Metastasen, bei denen anderen zwischen dem 6. und 15 Jahr. Danach streut der Brustkrebs nur noch selten.

Da im Rahmen der Nachsorge in Deutschland derzeit nicht nach Anzeichen für eine Metastasierung gesucht wird, (symptomorientierte Nachsorge) sollten Brustkrebspatientinnen die Symptome kennen, die auf eine Metastase hindeuten können.

Bei Knochen-Metastasen treten häufig Knochenschmerzen in der Wirbelsäule, den Rippen, am Brustbein oder Schädel auf. Auch Oberarme oder Oberschenkel können schmerzen. Die Betroffenen empfinden diesen Schmerz dann oft als spitz und drückend. Auch ein Knochenbruch an einer ungewöhnlichen Stelle oder ohne Grund (nicht zu verwechseln mit Osteoporose) oder Müdigkeit, Verwirrtheit und Herzrhythmusstörungen (auf Grund eines erhöhten Kalziumsspiegels bei Knochenmetastasen) sind ernstzunehmende Warnzeichen.

Lungen-Metastasen machen häufig durch chronischen Husten, Auswurf, Atemnot und eine geringe körperliche Belastbarkeit auf sich aufmerksam. Zeichen für Tochtergeschwulste in der Leber können ein chronisches Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch,Gelbfärbungen der Augen (wie bei einer Gelbsucht) und auch chronische Müdigkeit sein. Hirnmetastasen verursachen starke Kopfschmerzen, Bewegungsstörungen, Einschränkungen des Gesichtsfeld und können zu Verwirrung und Orientierungslosigkeit führen.

Wenn sich die Lymphknoten im Bereich der Achsel oder des Halses vergrößern oder anschwellen, können das Anzeigen von Lymphknoten-Metastasen sein - ebenso wie Gefühlsstörungen der Haut oder Bewegungseinschränkungen, weil die Lymphknoten auf Nerven oder Muskeln drücken. Auch nächtliches Schwitzen, eine Körpertemperatur von mehr als 38 Grad oder eine Gewichtsabnahme ohne ersichtlichen Grund können bei Brustkrebspatientinnen auf Metastasen hindeuten.

Wenn solche Symptome aufttreten, muss das nicht bedeuten, dass der Brustkrebs "gestreut" hat. In jedem Fall sollte den Ursachen aber zeitnah nachgegangen werden.  Das heißt: Wenn Sie solche Veränderungen feststellen, sprechen Sie schnell mit Ihrem Arzt, damit weitere Untersuchungen zur Abklärung veranlasst werden können. Hier sind in erster Linie bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, CT und MRT gefragt - bei Knochenmetastasen auch ein Szintigramm. Mit Hilfe dieser Untersuchungen lässt sich in den meisten Fällen sicher feststellen, ob eine Metastase vorhanden ist. Zusätzlich kann über eine Gewebeprobe auch ein histologischer Nachweis erfolgen, bei dem auch die Hormonrezeptoren des Tumor neu bestimmt werden.  

Bestätigt sich der Verdacht auf eine Metastase, bedeutet das, dass der Brustkrebs sich nun in eine chronische, systemische Erkrankung gewandelt hat, von der der gesamte Körper betroffen ist, und die eine andere Art der Behandlung verlangt. Für die Therapie stehen heute unterschiedliche operative und medikamentöse Möglichkeiten zur Verfügung. Auch die Strahlentherapie kann hilfreich sein. Entscheidend für die Wahl des Behandlungskonzepts sind Symptome der Patienten, der Ort, an dem die Metastasen auftreten, der körperliche Zustand der Patientin und auch Begleiterkrankungen der Frau. Generell gilt der Grundsatz: So wenig belastend wie möglich therapieren. In jedem Fall gehört die Behandlung bei metastasiertem Brustkrebs in die Hand von erfahrenen Spezialisten. (akk)