Strahlentherapie bei Brustkrebs: Das Herz leidet mit

Die Strahlentherapie gehört bei Brustkrebs in vielen Fällen zur Standardbehandlung.  Nicht nur Brustmuskel und Brustwand, sondern auch das Herz sind dann einer radioaktiven Strahlung ausgesetzt.

 


Verlässliche Daten darüber, ob der Herzmuskel und durch die Bestrahlung in Mitleidenschaft gezogen wird, so dass das Risiko für eine koronare Herzerkrankung steigt, gab es bislang nicht.  Die Clinical Service Unit der Universität Oxford führte deshalb eine Fallkontrollstudie durch. Einbezogen in die Untersuchung wurden die Daten von 2168 Patientinnen aus Dänemark und Schweden, die zwischen 1958 und 2001 eine Strahlenbehandlung erhalten hatten.

Im Rahmen der Untersuchung zeigte sich: Bei 963 Frauen waren nach der Strahlenbehandlung schwere Herzerkrankungen oder  Schädigungen des Herzens aufgetreten (Herzinfarkt, Herzinsuffizienz mit Notwendigkeit einer Bypassversorgung, Tod in Folge von KHK) aufgetreten.  Bei Patientinnen aus der Kontrollgruppe war dies nicht der Fall. Die Wissenschaftler aus Oxford gehen dabei von einer mittleren Strahlendosis von 4,9 Gray für das Herz aus. Weitere Ergebnisse der Untersuchung: Die Rate der „schweren koronaren Ereignisse“ stieg –ausgehend von diesem Schwellenwert der mittleren Herzdosis um 7,4 Prozent pro Gray an. Und zwar unabhängig davon, ob die Frauen vor der Strahlenbehandlung bereits unter einer Herzerkrankung litten oder nicht.

Allerdings war der Risikoanstieg bei Brustkrebspatientinnen mit einer kardialen Vorerkrankung besonders hoch.

Nach Einschätzung der Oxforder Wissenschaftler steht damit fest: Eine Strahlentherapie erhöht bei Brustkrebspatientinnen das Risiko einer Herzschädigung oder Herzerkrankung.  Das Risiko steigt im Verhältnis zur verwendeten Strahlendosis (mittlere Herzdosis) in einem Zeitraum von fünf Jahren bis zu 20 Jahren  nach Ende der Bestrahlung .

Allerdings weisen die Studienautoren auch darauf hin, dass die Vorteile der Strahlentherapie im Hinblick auf die Behandlung von Brustkrebs bei den meisten Patienten deren  Risiken überwiegen. Prof. Sarah Darby, eine der Initiatorinnen der Studie sieht den besonderen Nutzen der Untersuchungsergebnisse darin, dass Ärzte nun das Risiko einer Herzerkrankung infolge der Strahlentherapie besser einschätzen können. Und dieses Risiko, so die Oxforder Professorin, ist in den meisten Fällen eher gering. Bei Patientinnen mit erhöhtem Gefährungspotential lässt sich so aber besser einschätzen, ob eine andere Behandlung sinnvoller ist. (akk)

 Quelle: Sarah C. Darby, Ph.D., Marianne Ewertz, D.M.Sc., Paul McGale, Ph.D., Anna M. Bennet, Ph.D., Ulla Blom-Goldman, M.D., Dorthe Brønnum, R.N., Candace Correa, M.D., David Cutter, F.R.C.R., Giovanna Gagliardi, Ph.D., Bruna Gigante, Ph.D., Maj-Britt Jensen, M.Sc., Andrew Nisbet, Ph.D., Richard Peto, F.R.S., Kazem Rahimi, D.M., Carolyn Taylor, D.Phil., and Per Hall, Ph.D.: Risk of Ischemic Heart Disease in Women after Radiotherapy for Breast Cancer, N Engl J Med 2013; 368:987-998, 14. März 20132; DOI: 10.1056/NEJMoa1209825