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Langzeitüberleben nach Krebs - Den Krebs überstanden, die Angst bleibt
15. Juli 2013
Leiden Menschen, die eine Krebserkrankung überstanden haben, häufiger an Angsterkrankungen und Depressionen als ihre gesunden Partner oder gesunde Menschen überhaupt? Diese Fragestellung untersuchte jetzt eine Gruppe britischer Psychoonkologen von der Universität Leicester.
Die Wissenschaftler konnten nachweisen: Langzeitüberlebende von Krebs sind öfter von Angsterkrankungen betroffen als ihre Angehörigen. Und Angsterkrankungen- insbesondere die Angst vor dem Rückfall – treten häufiger auf als Depressionen.
Die englischen Psychologen suchten für ihre Studie systematisch in großen medizinischen DatenBanken wie Medline, PsycInfo, Embase, Science direct, Ingenta Select, Ovid und Wiley Interscience nach Berichten über das Auftreten von Angsterkrankungen und Depressionen (affektiven Störungen) bei Menschen, die mindestens zwei Jahre zuvor mit einer Krebsdiagnose konfrontiert worden waren. Mittels einer sogenannten Random-Effects Metanalyse wurden die Daten der vorliegenden Studien analysiert, um herauszufinden, inwieweit sich das Auftreten von Angsterkrankungen und Depressionen bei Krebspatienten von dem ihrer Partner und gesunder Kontrollpersonen unterscheidet.
Die Wissenschaftler fanden insgesamt 144 Untersuchungen zu dieser Fragestellung. 43 davon wurden in die Hauptstudie für Vergleiche mit gesunden Personen aufgenommen wurden. Zum Thema „Depression“ fanden sich 16 Studien, 10 behandelten das Auftreten von Angsterkrankungen bei Krebspatienten. Bei den Vergleichsstudien mit gesunden Ehepartnern befassten sich 12 mit Depressionen und fünf mit Angsterkrankungen.
Die Analyse der Daten ergab folgendes Bild: Bei 11,6 Prozent der 51.381 Krebspatienten in der Stichprobe und 10,2 Prozent der gesunden Partner trat eine Depression auf. Von Angsterkrankungen waren 17,9 Prozent der 48.964 Patienten der Stichprobe, die eine Krebserkrankung überlebt hatten, betroffen. In der gesunden Kontrollgruppe litten 13,9 Prozent unter Angststörungen. Die Wissenschaftler untersuchten auch, ob nur Krebspatienten selbst oder auch ihre Partner häufiger unter Depressionen und Angsterkrankungen leiden. Das erstaunliche Ergebnis: Krebskranke und ihre Partner sind nahezu in gleicher Häufigkeit von Angsterkrankungen und Depressionen betroffen. Die Metaanalyse der Daten erbrachte keine signifikanten Unterschiede beim Auftreten beider psychischen Störungen.
Die englischen Psychoonkologen folgern daraus, dass bei Langzeitüberlebenden und ihren Partnern das Risiko für eine psychische Erkrankung deutlich höher ist als bei gesunden Menschen, wobei die Gefahr größer ist, an einer Angststörung zu erkranken. Studienleiter
Dr. Alexander J. Mitchell vom Department of Psycho-oncology der Universität Leicester fordert deshalb im Rahmen von Survivorship-Programmen auch Maßnahmen, um die solche Angsterkrankungen bei Krebspatienten und ihren Angehörigen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. (akk)
Literatur: A. J. Mitchell, D. W. Ferguson, J. Gill, Jim Paul, Paul Symonds: Depression and anxiety in long-term cancer survivors compared with spouses and healthy controls: a systematic review and meta-analysis, Lancet Oncol 2013; 14: 721–32