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Chemo vor OP - Nicht immer sichere Ergebnisse bei der Sentinel-Biopsie
11. Januar 2014
Eine Gewebsentnahme aus dem sogenannten Wächterlymphknoten (Sentinel-Biopsie) gehört heute immer dann zum diagnostischen Standardprogramm, wenn Brustkrebs ohne erkennbaren Befall der Lymphknoten festgestellt wurde (Stadium cNO). Finden sich im entnommenen Gewebe keine Tumorzellen, wird auf eine Entfernung der Lymphknoten verzichtet.
Bei positivem Lymphknotenbefund werden die Lymphknoten in der Achselhöhle dagegen entfernt (axilliäre Lymphknotendissektion). Oft wird vor der operativen Entfernung des Tumors eine Chemotherapie (neoadjuvante Therapie) durchgeführt – mit dem Ziel, einerseits den Tumor zu verkleinern und andererseits die Lymphknoten von Krebszellen zu befreien, um der Patientin eine schmerzhafte Ausräumung der axilliären Lymphknoten und die damit verbundenen Langzeitfolgen (Lymphödeme) zu ersparen. Auch in diesen Fällen entscheidet das Ergebnis der Sentinel-Biopsie oft über das weitere therapeutische Vorgehen.
Ein Team von amerikanischen Krebsforschern des MD Anderson Cancer Center in Houston hat jetzt in einer Studie untersucht, inwieweit die Sentinel-Biopsie auch nach einer neoadjuvanten Chemotherapie verlässliche Ergebnisse zum Lymphknotenstatus liefert. Das Ergeb-nis der Kohortenstudie, das kürzlich im amerikanischen Ärzteblatt JAMA veröffentlicht wur-de: Wird vor einer Operation eine Chemotherapie durchgeführt, gibt der Befund der Sen-tinelknoten-Biopsie nicht die notwendige Sicherheit, um zu entscheiden, ob auf eine Ent-fernung der Lymphknoten verzichtet werden kann oder nicht.
Das Team unter Leitung von Prof. Kelly Hunt untersuchte im Rahmen der Studie Gewebe-proben von 663 Patientinnen, bei denen ein Brustkrebs im Stadium cN1 diagnostiziert wor-den war. Alle Frauen hatten vor der Operation eine Chemotherapie erhalten. Bei der an-schließenden Operation wurden auch die Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt. Zu Operationsbeginn entnahmen die Chirurgen Gewebe aus dem Sentinel-Lymphknoten. Untersucht werden sollten im Rahmen der Studie mindestens zwei Wächter-Lymphknoten. Dieses Kriterium wurde bei 525 Studienteilnehmerinnen erfüllt.
Bei 39 dieser Patientinnen waren die Lymphknoten in der Achselhöhle von Krebs befallen, obwohl das Gewebe aus der Sentinel-Biopsie tumorfrei war. Das entspricht einer Rate von 12,6 Prozent falsch negativer Befunde. Diese liegt oberhalb der von den Krebsexperten für die Untersuchung gewählten Zielmarke von 10 Prozent falsch negativer Befunde, die man festgelegt hatte, weil sich kleinere Tumoransammlungen nach der Operation durch eine Chemo- oder Strahlentherapie beseitigen lassen. Nach Einschätzung von Prof. Hunt ist eine Rate von 12,6 Prozent aber zu hoch, um das Risiko für ein Rezidiv in der Achselhöhle auszuschließen.
Die Studiengruppe konnte aber auch zeigen, wie sich die Sicherheit der Aussagen aus der Sentinel-Biopsie verbessern lassen. Werden bei der Gewebeuntersuchung unterschiedliche Nachweismethoden wie z.B. eine Kombination aus Farbstoff und einer radioaktiven Markierung verwendet oder drei oder mehr Sentinel-Lymphknoten histologisch untersucht, lässt sich die Falsch-Negativ-Rate auf unter 10 Prozent senken.
Wie Prof. Hunt auf der Jahrestagung der amerikanischen Chirurgenvereinigung in Washington berichtete, sind jedoch noch weitere Untersuchungen notwendig, um den Nutzen und die Vorteilhaftigkeit dieser Kombinationsstrategie zu untermauern. (akk)
Literatur: Hunt et.al: Study Questions Effectiveness of Less-Invasive Surgical Procedure to Detect Cancer in Lymph Nodes Near Breast, JAMA 2013; doi: 10.l001/jama.2013.278932