Antihormonelle Therapie - Nachts das Licht ausschalten, damit Tamoxifen besser wirkt

1. August 2014 

Brustkrebspatientinnen, die mit Tamoxifen behandelt werden, sollten nachts möglichst dunkel schlafen. Denn schon eine kleine abgedämpfte Lichtquelle im Schlafzimmer kann die Wirkung von Tamoxifen beeinträchtigen, weil der Körper dann nur eine geringere Menge des Schlafhormons Melantonin produziert. Die Folge: Die Tumorzellen werden aktiver und die Wirkung des Tamoxifen verpufft.  

Wissenschaftler der Tulane University New Orleans  hatten im Tierexperiment untersucht, inwieweit sich nächtliches Licht auf den Melantonin-Spiegel und die Entwicklung von Tumoren auswirkt.  Für das Experiment pflanzten sie Laborraten menschliche Brustkrebszellen ein.  Die eine Gruppe der Versuchstiere wurde einem Tag-Nacht-Rhythmus von 12 Stunden Licht gefolgt von 12 Stunden absoluter Dunkelheit ausgesetzt. Bei der zweiten Gruppe wurde während der Dunkelphase das Zimmer nur abgedunkelt, so dass ein schummriges Licht (in etwa von der Stärke eines Lichtschimmers, der unter dem Türspalt bei geschlossener Tür einfällt)  den Raum erhellte. Einige Tiere aus beiden Versuchsgruppen erhielten zudem das Brustkrebsmedikament Tamoxifen.

Bei der Beobachtung der Tiere konnten die amerikanischen Forscher folgendes feststellen: Die Brusttumore wuchsen bei den Ratten aus der "Schummerlichtgruppe" 2,6mal schneller als bei den Tieren, die ab absoluter Dunkelheit gehalten wurden. Auch die Melantoninspiegel blieben bei diesen Ratten während der Nachtphase niedrig  und erhöhten sich nachts nicht.  Außerdem konnten die Wissenschaftler feststellen: Bei den Ratten, die im nicht komplett abgedunkelten Labor schliefen, war die Tamoxifen-Behandlung wirkungslos; denn die Tumore wuchsen ungebremst weiter.   

Die Studiengruppe unter der Leitung von Prof. David Blask interpretiert diese Ergebnisse dahingehend, dass schon sehr geringe Lichteinflüsse während der Nacht ausreichen, um die Melantonin-Produktion zu stören. Weil das Schlafhormon fehlt, wachsen die Krebszellen ungehindert und werden gleichzeitig immun gegen Tamoxifen. "Hohe Melatoninwerte in der Nacht 'schläfern' die Krebszellen ein, indem sie ihre Wachstum-Mechanismen abschalten", so Prof. Blask. Dadurch wird der Tumor durch das Tamoxifen angreifbar. Ist das Licht aber an und das Melatonin unterdrückt, dann bleiben die Krebszellen aktiv und damit unempfindlich gegenüber dem Krebsmittel."

Die Forscher schließen daraus, dass auch für Brustkrebspatientinnen schon ein geringer Lichteinfluss während der Nacht ausreicht,  um  die Wirkung der Tamoxifen-Behandlung zu behindern. Wenngleich die erhobenen Daten aus Tierversuchen stammen, glauben die amerikanischen Forscher, dass sie auch eine große Bedeutung für die Brustkrebspatientinnen haben, die Tamoxifen erhalten. Die Studienergebnisse lassen zwar noch keinen Rückschluss darauf zu, von welcher Lichtmenge an der therapiestörende Effekt eintritt. Die Vermutung geht aber dahin, dass schon das Licht einer Straßenlaterne, das ins Schlafzimmer fällt, ausreichen könnte, um den Melantoninspiegel abzusenken. Exakte Ergebnisse erhoffen sich die amerikanischen Experten nun von weiteren Experimenten.

Inwieweit sich die Therapieeffizienz durch die Gabe von Melantonin verbessern lässt, haben die Forscher ebenfalls im Verlauf der Studie untersucht.  Bei den Versuchstieren aus der Schummerlichtgruppe, die zusätzlich Melantonin erhielten, verkleinerten sich die Tumore tatsächlich. Die Wissenschaftler warnen Brustkrebspatientinnen aber vor einer unkontrollierten Einnahme des Schlafhormons. Denn es sei nicht klar, welche Dosis die richtige sei und wann die Gabe erfolgen müsse.  Zudem könne es bei falscher Einnahme zu einer Störung des gesamten Tag-Nach-Rhythmusses kommen und dadurch das Wachstum von Tumorzellen erst recht ankurbeln. Die Forscher gehen aber davon aus, dass in absehbarer Zukunft eine Kombination aus Tamoxifen und Melantonin die Wirksamkeit der antihormonellen Therapie verbessern könne – allerdings erst dann, wenn die passende Dosis und der richtige Einnahmezeitpunkt geklärt sind. Solange bis hier endgültige und sichere Resultate vorliegen, sollten Brustkrebspatientinnen, die  mit Tamoxifen behandelt werden, nach Einschätzung der Experten nächtliches Licht meiden. (akk)

Literatur: David E. Blask, Steven M. Hill et al.: Circadian and Melatonin Disruption by Exposure to Light at Night Drives Intrinsic Resistance to Tamoxifen Therapy in Breast Cancer, Cancer Research, 2014; doi: 10.1158/0008-5472.CAN-13-3156)