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Brustkrebstherapie - Nicht zu lange mit Beginn der Chemo warten
11. September 2014
Die Zeit zwischen Brustkrebsoperation und einer notwendigen Chemotherapie sollte nicht zu groß sein – besonders dann, wenn die Brustkrebserkrankung bereits fortgeschritten (Stadium II oder III) ist oder die Frauen an triple negativem Brustkrebs erkrankt sind.
Eine Studiengruppe unter Leitung der brasilianischen Krebsforscherin Debora de Melo Gagliato konnte in einer Untersuchung nachweisen, dass der spätere Beginn der Chemotherapie bei diesen beiden Gruppen mit einer deutlich erhöhten Sterberate in den ersten fünf Jahren nach Erstdiagnose einhergeht.Die Wissenschaftler hatten im Verlauf der Studie die Daten und Krankheitverläufe von 6.827 Patientinnen analysiert, die im Durchschnitt über fünf Jahre nachbeobachtet worden waren. Alle hatten eine Chemotherapie erhalten, jedoch lagen unterschiedliche Zeiträume zwischen Operation und Beginn der Behandlung. Bei 39,8 Prozent der Patientinnen startete die Chemo nach einem Monat, bei weiteren 43,8 Prozent begann in die Behandlung in einem Zeitfenster von 31 bis 60 Tagen nach der Operation und bei 16,4 Prozent der Patientinnen lagen zwischen OP und Therapiebeginn mehr als 61 Tage.
Bei Studienende waren 21 Prozent der Frauen verstorben, bei 28,2 Prozent hatten sich Metastasen in anderen Organen abgesiedelt und bei 31,3 Prozent hatte sich ein Lokalrezidiv entwickelt. Wenngleich sich die Überlebensraten während der ersten fünf Jahr bei den Frauen insgesamt kaum unterschieden – eine frühzeitige oder spätere Chemotherapie hatte hier kaum einen Einfluss – konnten die Wissenschaftler doch in der Feinanalyse Erstaunliches feststellen: Für Brustkrebspatientinnen mit triple negativen Tumoren oder bei HER2-neu positivem Brustkrebs, der mit Trastuzumab behandelt wurde, wirkte sich die ein Zuwarten bei der Chemotherapie fatal aus. Die Sterberate stieg hier bei denen Frauen, die erst nach 61 Tagen oder später eine Zytostatika-Behandlung erhalten hatten, um die Hälfte (triple negativ) bzw. sogar um das Dreifache (HER2-neu positiv) gegenüber der der Patientinnen an, deren Chemo bereits einen Monat nach OP begonnen hatte. Bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs fiel der Effekt dagegen weniger deutlich aus.
Noch ein weitere Studienergebnis ist für die Therapieplanung wichtig: Nicht nur die Tumorart, sondern auch das Erkrankungsstadium ist für den Beginn der Chemotherapie von Bedeutung. Frauen, bei denen die Erkrankung schon weiter vorangeschritten ist, sollten zeitnah nach der Operation mit der Zytostatika-Behandlung beginnen. Bei verzögertem Therapiebeginn (länger als 61 Tage) zeigte sich nämlich bei Patientinnen im Stadium II ein Anstieg der Fernmetastasierung um 20 Prozent gegenüber dem Beginn nach einem Monat. Bei Frauen mit Tumorstadium III war der Effekt noch deutlich: Im Vergleich zum Therapiebeginn nach 30 Tagen erhöhte sich das Sterberisiko bei Chemo nach 61 Tagen um 76 Prozent, die Fernmetasierung lag um 36 Prozent über der der Vergleichsgruppe.
Das Fazit der Wissenschaftler: Mit dem Beginn einer adjuvanten Chemotherapie sollte man vor allem bei Brustkrebs in den Stadien II und III und triple negativen Tumoren nicht zu lange warten. Und auch Patientinnen, die an HER2-neu positvem Brustkrebs leiden und mit dem Antikörper Trastuzumab behandelt werden, sollten zeitnah nach der Operation eine Chemotherapie erhalten, um von der systemischen Therapie zu profitieren. (akk)
Literatur:Deborah Gagliato de Melo et al. : Clinical impact of delaying initiation of adjuvant chemotherapy in patients with breast cancer. J Clin Oncol.2014;32(8):735-44DOI: 10.1007/s15015-014-1207-x