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Brustkrebsfrüherkennung - Freiburger Forscher entwickeln Urintest
24. Juni 2015
Brustkrebs ja oder nein? Die Antwort auf diese Frage könnte in einigen Jahren ein spezieller Urintest geben, der von Wissenschaftlern an der Universitätsklinik Freiburg entwickelt und in einer Anwendungsstudie mit 48 Frauen - die Hälfte war an Brustkrebs erkrankt, die anderen Teilnehmerinnen waren gesund - getestet wurde. Das Team unter Leitung von Prof. Elmar Stickeler untersuchte mit dem neuen Testverfahren die Urinproben der Frauen und konnte mit einer Trefferquote von 92 Prozent feststellen, ob eine Brustkrebserkrankung vorliegt oder nicht.
Das neue Untersuchungsverfahren bedient sich der Analyse von sogenannten Mikro-RNA im Urin, die über das Blut dorthin gelangen.Als RNA (Ribonukleinsäuren) bezeichnet man die Substanzen, die für die Umsetzung von Erbinformationen sorgen. Mikro-RNA regulieren so z.B. auch den Zellstoffwechsel. In Krebszellen funktioniert die Steuerfunktion der Mikro-RNA nicht richtig. Die Freiburger Forscher haben nun im Verlauf ihrer Testreihe die Konzentration von Mikro-RNA im Urin gemssen und die jeweiligen Werte ermittelt. Liegt eine Brustkrebserkrankung vor, verändert sich das RNA-Profil im Urin in ganz charakteristischer Art und Weise. Nach Auskunft von Prof. Stickeler weiß man derzeit noch nicht genau, wie die Regulation der kleinen RNA funktioniert. Sicher ist aber, dass sie in Tumorzellen in deutlich anderen Mustern auftreten als in gesunden Zellen. Von den 200 verschiedenen Mikro-RNA reichen den Freiburger Wissenschaftlern neun für das neue Testverfahren. Diese werden dann im Urin gemessen und miteinander verglichen.
Das Team um Prof. Stickeler hat inzwischen fast zwei Jahre an dem neuen Testverfahren gearbeitet. Bis der Test zugelassen wird, liegt aber noch ein weiter Weg vor den Wissenschaftlern. Bis die Methode flächendeckend in der Diagnostik angewandt werden kann, sind weitere Studien mit höheren Teilnehmerzahlen erforderlich. An einer neuen Studie sollen bundesweit zwischen 200 und 300 Frauen teilnehmen ."Wenn es sich bestätigt, dass wir diese Art der Untersuchung wirklich anwenden können, dann können wir sie auch auf den Markt bringen." erklärt Prof. Stickeler. Für die Zukunft könnten nach Einschätzung des Freiburger Krebsforschers spezielle Urintests auch für andere Krebsarten entwickelt werden.
Der Test kann zudem nicht nur bei der Brustkrebsfrüherkennung eingesetzt werden. Auch im Bereich des Therapie-Controllings könnte eine solche Methode wichtige Unterstützungsarbeit leisten. "Wenn wir sehen würden, dass zum Beispiel ein Muster dieser Mikro-RNAs verschwindet, könnten wir damit dann vielleicht sogar voraussagen, ob die Therapie anschlägt oder nicht. Einen anderen Ansatz sehe ich darin, ein Rezidiv, also eine wiederauftretende Erkrankung, rechtzeitig zu erkennen", erläutert der Mediziner. Das erste Einsatzgebiet des Tests sieht der Leiter der Forschungsgruppe zunächst in der Früherkennung. Denn eine frühe Diagnose erhöht bei Brustkrebs die Heilungschancen erheblich. "Die Urinanalyse führt vielleicht auch dazu, dass sich mehr Frauen als bisher testen lassen", hofft der Mediziner. Denn im Vergleich zu Mammographie und Ultraschall ist ein Urintest ein schnelles, überall reproduzierbares und wenig belastendes Verfahren. (akk)