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Junge Erwachsene mit Krebs – eine ganz andere Nummer!
24. November 2015
Ein neues Internet-Portal der „Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs“ hilft jungen Patienten bei sozialrechtlichen Fragen. www.junges-krebsportal.de.
Wenn man jung an Krebs erkrankt, istman erschrocken, entsetzt und mit seiner Krankheit sehr allein. Krebs ist überwiegend eine Alterserkrankung – bei Brustkrebs liegt das Durchschnittsalter bei 63. Nur drei Prozent aller Krebserkrankungen fallen auf junge Menschen (18-39). Ein wenig tröstet da die Tatsache, dass die Heilungschancen bei rund 80 Prozent liegen. Gleichaltrige, mit denen ein persönlicher Austausch möglich ist, finden junge Erwachsene mit Krebs nur selten. Auch gibt es nur wenige sozialmedizinische Informationen für diese Altersgruppe. Die Krebserkrankung trifft sie in der Ausbildung, im Studium, in der ersten Berufsphase, vor oder unmittelbar nach der Familiengründung.
Für junge Erwachsene mit Krebs im Alter zwischen 18 und 39 Jahren gibt es seit Juli 2014 eine gute Anlaufstelle. Da wurde die „Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs“ gegründet. Sie widmet sich den Problemen der speziellen medizinische Behandlung und psychosozialen Versorgung junger Krebskranker.
Die Stiftung hat sich diesem Themenfeld auf ihrer Webseite www.junge-erwachsene-mit-krebs.de mit den Geschichten junger Betroffener, mit Informations- und Hilfsangeboten genähert. Hier finden wir Steffi, 35, die an erblichem Brustkrebs erkrankt ist. Als junge Friseurmeisterin und Mutter von zwei Kindern hat sie ganz andere Probleme als die vielen Brustkrebspatientinnen, die erst im Rentenalter erkrankt sind. Wir sehen Bernd, 22, Elektroniker, der kurz nach der Ausbildung an Darmkrebs erkrankt ist. Und wir lernen Nadine, 34, kennen, bei der nach vielen diagnostischen Irrwegen ein Nebennierenkrebs festgestellt wurde. Die jungen Erwachsenen mit Krebs erzählen ihre Geschichten in sehr persönlichen Interviews..
Die „Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs“ hat jetzt auf einer Pressekonferenz ihr neuestes Projekt vorgestellt: „Junges Krebsportal“ heißt die Seite, die für junge Kranke und ihre besonderen Probleme eingerichtet wurde. Wer jung erkrankt ist, steht oft erst am Anfang seines Berufslebens. Prof. Dr. Matthias Freund, Hämato-Onkologe und Kuratoriumsvorsitzender berichtet über junge Leukämiepatienten, die sehr lange und sehr anstrengende Therapien durchlaufen müssen. Hier besteht die Gefahr, dass sie aus dem Berufsleben herausfallen oder Probleme beim Berufseinstieg haben.
Und so werden die Webseiten-Besucher angesprochen: „Sie sind zwischen 18 und 39 Jahre, sind oder waren an Krebs erkrankt, kämpfen mit den Folgen Ihrer Erkrankung oder leiden an einem Rezidiv? Vielleicht haben Sie erst wenige Erfahrungen im Berufsleben, im Umgang mit der Krankenkasse, der Rentenversicherung oder dem Vermieter. Vielleicht müssen Sie Ihre Ausbildung oder Ihr Studium abbrechen. Mit dem „Jungen Krebsportal“ möchten wir Ihre Fragen rund um das Thema „Job und Geld“ beantworten und Sie bei Ihrem Weg durch den „Dschungel des Sozialrechts“ begleiten.“
Den Nutzern wird angeboten, sich auf der Seite zu registrieren, ihre Krankendaten einzugeben (die werden strengstens datengeschützt!) und ihre medizinischen und sozialrechtlichen Fragen zu stellen. Ein Team von Beratern steht dann für Informationen, Telefonate und persönliche Gespräche zur Verfügung.
Dr. med. Ulf Seifart, Sozialmediziner, berichtet, dass Krebspatienten ein erhöhtes Risiko haben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Die Tumordiagnose kann die finanzielle Situation junger Menschen nachhaltig berühren. Wer nach der Lohnfortzahlung auf das Arbeitslosengeld 1 angewiesen ist, weil der Wiedereinstieg nicht gelingt, erhält nur 840 EUR im Monat. Verarmung und soziale Isolation können die Folgen einer frühen Krebserkrankung sein. Da hilft es den Betroffenen, alle sozialrechtlichen Ansprüche und Hilfsangebote zu kennen. Finanzielle Sorgen – das ist aus Studien bekannt – sind belastender als körperliche und psychische Probleme. Hier hilft die neue Webseite, das „junge Krebsportal“. www.junge-erwachsene-mit-krebs.de/projekte/junges-krebsportal
Vier junge Krebspatienten stehen für die besonderen Probleme der 18 – 39-Jährigen:
- Judy, 28, hatte ein Sarkom in der Brust und musste aufwendig behandelt werden. Jetzt steht ihre Bewerbung als Tierärztin an. Was sagt sie möglichen Arbeitgebern über ihre Krebserkrankung?
- Kerstin, 32, ist an Morbus Hodgkin erkrankt und musste zwei Rückfälle erleben. Die Chemotherapien wirken bis heute nach. Wie macht sie Außenstehenden klar, dass sie immer noch zwei Stunden Schlaf am Nachmittag braucht?
- Benjamin, 31, ist als 12-jährger Junge an Leukämie erkrankt und hatte mit 18 und 30 zwei Rückfälle, verbunden mit Stammzelltransplantationen. Immer wieder ist er durch lange Therapien aus seinen Altersgruppen herausgerissen worden. Nun sensibilisiert er Gesunde für die Probleme von jungen Menschen mit Krebs und bemüht sich seinen so sehr lädierten Körper gesund zu halten.
- Franziska, 25, ist an Morbus Hodgkin erkrankt und tauschte für ein Jahr Hörsaalbänke und Studentenleben gegen Krankenhausflure und Chemotherapie-Infusionen. Warum verstehen manche Ärzte nicht, dass sie über den Verlust ihrer Fruchtbarkeit durch die Behandlung so traurig ist?
Mit dem Portal, mit der Stiftung kann eine Beratungs- und Versorgungslücke geschlossen werden. (Ulla Ohlms, Berlin)