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Brustkrebs – in der Nachsorge auch an die Schilddrüse denken
23. Februar 2016
Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, haben ein erhöhtes Risiko, einen Zweittumor an der Schilddrüse zu entwickeln. Ein Team von amerikanischen Wissenschaftlern unter Leitung von Dr. Sarah Nielsen von der Universität Chicago konnte dies jetzt in einer Metaanalyse von Daten aus 37 Studien von Brustkrebs- und Schilddrüsenkrebspatientinnen wissenschaftlich nachweisen.
Schon seit 1966 gab es Hinweise darauf, dass es eine Verbindung zwischen Brust- und Schilddrüsenkarzinomen geben könnte. Allerdings war es bisher nicht gelungen, diesen Zusammenhang wissenschaftlich nachzuweisen. Zwischenzeitlich wurden aber weltweit sehr viele Untersuchungen und Studien zu diesem Thema durchgeführt, die die Studiengruppe von Dr. Nielsen nun für ihre Metaanalyse nutzen konnten. Aus mehr als 2800 Publikationen, wählten sie für ihre Untersuchung 19 Studien mit Brustkrebspatientinnen und 18 Studien mit Patientinnen aus, die an einem primären Schilddrüsentumor erkrankt waren.
So konnten die Wissenschaftler Befunde von fast einer Million Frauen auswerten, die an Brustkrebs erkrankt waren. Hinzu kamen die Daten von fast 45.000 Patientinnen mit Schilddrüsenkrebs. In der Metaanalyse zeigten sich folgende Ergebnisse: Brustkrebspatientinnen hatten ein 55 Prozent höheres Risiko, auch an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, als die Normalbevölkerung. Im Gegenzug erhöht sich, so die Studienergebnisse, auch bei Patientinnen mit Schilddrüsenkarzinom das Risiko für eine Zweiterkrankung an Brustkrebs gegenüber dem der Normalbevölkerung um 18 Prozent. Die Ursachen für diese Zusammenhänge sind noch nicht geklärt. Die amerikanischen Wissenschaftler gehen im Moment auf Grund von Tierversuchen davon aus, dass das Hormon Östradiol die Entstehung der Zweitkarzinome in Brust und Schilddrüse begünstigen könnte. Nach Auskunft von Dr Nielsen stehe zudem auch das Schilddrüsenhormon TSH in Verdacht, sowohl Erst- wie auch Zweiterkrankungen bei Brust- und Schilddrüsenkrebs zu begünstigen. Last but not least könnte auch Übergewicht für das Entstehen der Krebserkrankungen verantwortlich sein, weil sich hierdurch die Östrogenspiegel erhöhen.
Übergewichtige Brustkrebspatientinnen sollten deshalb nach Einschätzung der Forschungsgruppe versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren, um einer Zweiterkrankung an Schilddrüsenkrebs vorzubeugen. Die betreuenden Ärzte sollten darüber hinaus gerade diese Pa-tientinnen über das erhöhte Risiko für Schilddrüsenkrebs informieren. Bei Frauen mit Schildrüsenkrebs ohne Risikofaktoren für Brustkrebs sollte besonderes Augenmerk auf die Früherkennung von Brustkrebs mit bildgebenden Verfahren auch vor dem 40. Lebensjahr gelegt werden. Große Populationsstudien zu Schilddrüsenkarzinomen haben nach Angaben der Chicagoer Krebsforscher gezeigt, dass besonders junge Frauen Brustkrebs als Zweit-karzinom entwickeln. Auch Frauen mit einer genetischen Disposition für Krebs erkranken meistens bereits in jungen Jahren. Die Gene PTEN, SDHx und KLLN stehen schon seit längerem in Verdacht, für die Entstehung von Schilddrüsenkarzinomen verantwortlich zu sein. Hier könnten detaillierte Gensequenzierungen helfen, weitere bedeutsame Mutationen nachzuweisen, um entsprechende Therapiestrategien zu entwickeln. (akk)
Literatur: Nielsen SM et al.: The Breast–Thyroid Cancer Link: A Systematic Review and Meta-analysis. Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention 2016; 25 (2); 231–138. doi: 10.1158/1055-9965.EPI-15-0833